Durchlässig fürs Gegenwärtige
Da sitzt sie an der Rampe, die elegante Abendgesellschaft, die Damen in hellen, paillettenglitzernden Kleidern, die Herren im Frack – und erzählen von dieser Nacht, die alles ändern sollte. Einem von ihnen fallen derweil immer wieder die Augen zu, das Kinn auf die Brust, und dann kippt er auf den Schoß seines Sitznachbarn, nur um sich gleich wieder verdattert aufzurappeln, sich zu entschuldigen, wieder hinzusetzen – und erneut einzunicken, umzustürzen, die Erzählung der anderen zu unterbrechen.
Ein Slapstick, der dennoch nicht zum Lachen verführt, sondern eher eine tragische Figur markiert, ihr Entgleiten in eine Welt zwischen Wachen und Träumen, die manche Ungeheuer gebiert.
Christoph Pütthoff spielt diesen Keatonesken, so unterhaltsamen wie aufsässigen Störenfried, der wenig später frei assoziierend Worte wie «Anziehung», «Zärtlichkeit» und «Abenteuer» in den Raum wirft. Plötzlich aufsteht, erst in Schreien, dann in Weinen ausbricht – als ginge es darum, gleich am Anfang des Abends die ganze emotionale Palette, die das Publikum in dieser «Traumnovelle» (Regie Sebastian Hartmann, TH 05/23) erwartet, gewissermaßen fast forward vorwegzunehmen: Lust, Wut, Trauer.
Seit der Spielzeit ...
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Theater heute Juli 2023
Rubrik: Akteure, Seite 40
von Esther Boldt
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