Die japanische Lösung

Marius von Mayenburg über sein neues Stück «Der Häßliche», über den Zusammenhang zwischen Schönheit und Individualität und weitere Erfahrungen mit der Mechanik der Komödie

Theater heute - Logo

Franz Wille«Der Häßliche» erscheint als ein ganz neuer «Mayenburg», kein ernstes Stück aus den See­lenlandschaften der Zeitgenossen, sondern eine mit trockenen Pointen durchgeschriebene, fast angelsächsische Boulevardmaschine, die schauspielerseits wenig Psychologie braucht, sich sehr ökonomisch über Plot und Pointe vorwärtstreibt. Ein Stück wie fürs Londoner Royal Court.

Marius von MayenburgDie machen’s demnächst auch.

Diese Art zu schreiben ist für mich gar nicht so ungewöhnlich, eigentlich eher ein Rückgriff auf Techniken, die mir schon früher Spaß gemacht haben: meine ersten Einakter oder, noch früher, meine Pup­penspiele. War also keine Offenbarung für mich oder gar der Wunsch, etwas ganz Neues machen zu wollen.

FWSo einen bösartigen Witz hätte man von Marius von Mayenburg aber nicht unbedingt erwartet.

MayenburgIch hatte immer, schon während des Stu­diums, den Satz eines älteren Schriftstellers im Ohr: Suche dir stärkere Widerstände. Verlege dich nicht auf das, was du kannst, was dir leicht fällt. Das war immer ein Thema für mich, gar nicht unbedingt weil die Ergebnisse dann gehaltvoller ausfallen, sondern weil ich dann auch in der Arbeit mehr zu erfahren hoffte. Diese anderen, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2007
Rubrik: Das Stück, Seite 46
von Franz Wille

Vergriffen
Weitere Beiträge
Das Ende der Kronprinz-Rudolf-Äpfel

Was ist das nur für ein allerliebstes Bühnchen, das Karl-Ernst Herrmann da auf die Bühne des BE gestellt hat, ehe Handkes neues Stück überhaupt losgeht! Wie eine Spielzeugschachtel steht das Bühnenmodell, sorgfältig ausgeleuchtet, nahe der Rampe. Es steckt voller Bäumchen, und eine Mini-Allee führt in seine Tiefe. Auch zwei Wanderer-Puppen sind darin zu erkennen....

Lebenszyklus eines Zynikers

Man kennt diese Typen. Kaum im Job aufgestiegen, richten sie sich und andere mit zynischer Zerstörungs­lust und gehörigem Selbst- und Lebens­ekel – weil sie erkennen, dass sie sich komplett verkauft haben – zu Grunde. Dabei sind sie natürlich nur auf der ver­zweifelten Suche nach einem Selbst, das in der allgemeinen universalen Käuf­lichkeit zwangsläufig irgendwo...

Lohn der Angst

 Wer sich fragt, wie heute ein Großinquisitor aussehen könnte, vor dem die Könige zittern und in dessen Händen alle Fäden der Macht zusammenlaufen, der erhält von Nicolas Stemann im Deutschen Theater eine schlagende Antwort: kein allgewaltiger Politstrippenzieher, keine Spinne im Netz, keine Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Regenten, Präsidenten der...