Die ersten 600 Tage
Als Matthias Lilienthal im Sommer 2012 mit einem launigen Theater-Parcours auf dem Tempelhofer Feld und einer dramatischen 24-Stunden-Bustour durch alte Westberliner Architektur-(Sünden-)Highlights seinen Ausstand als Intendant des Kreuzberger Theaterkombinats HAU gab, klang es in der Hauptstadtpresse ein bisschen so, als könne der Freie-Szene-Hort nach ihm eigentlich nur untergehen.
Bekanntlich hatte der einstige Volksbühnen-Chefdramaturg – gebürtiger Neuköllner, bekennender Liebhaber hüfttief sitzender Schlabberjeans und Natural-born-Performer jener tiefenentspannten Wurstigkeit, die der leicht masochistisch veranlagte Berliner Kultur-Afficionado so liebt – die Theaterbranche in seiner neunjährigen Amtszeit ziemlich erfolgreich umgekrempelt.
Abgesehen davon, dass Lilienthal dem performativen Genre ständig neue Künstler und Formate erschloss, es damit auch im Feuilleton- und Fördergremienbewusstsein weit nach vorn katapultierte und artistische Sprach- wie Ländergrenzen genauso lässig untergrub wie die eh schon aufgeweichten Frontlinien zwischen E- und U-, Hoch-, Off- und Subkultur, lässt sich tatsächlich kaum eine relevante ästhetische Innovation der Nuller Jahre ausmachen, die am ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute August-September 2014
Rubrik: Startrückblick, Seite 46
von Christine Wahl
Die besten Jahre sind vorbei, die Frau ist tot, die Rente ist da. Tony Webster hat Pech, der Historiker ist zu intelligent für die kleine Restexistenz in seinen bescheidenen vier Wänden, die er sich doch eigentlich wünscht. Er muss denken; er kann nicht anders, als sich zu erinnern.
Er macht das, wo sonst, bei sich zu Hause. Hier führt er zwischen Schreibtisch,...
Aachen, Theater
18.9. Zeller, Kaspar Häuser Meer
R. Marion Schneider-Bast
26.9. Vekemans, Gift. Eine Ehegeschichte
R. Ludger Engels
27.9. Kafka, Der Prozess
R. Christian von Treskow
Altenburg, TPT
25.9. Wodin/Hilbig, Nachtgeschwister
R. Anja Schneider
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
10.8. Bludau nach May, Winnetou 1
R. Urs Schleiff
Augsburg, Theater
19.9. Die Banditen...
Anfangsstation: Bahnhof, Ort der Unruhe, des Aufbruchs und Durchgangs. Im Bochumer Schauspielhaus bleibt auf weitgehend leerer Bühnenfläche, über die Raimund Bauer nichts als eine Lichtbrücken-Installation hängt, die Drehscheibe der konkrete und metaphorische Ort des Karl Siebrecht. Der 16-Jährige kommt, mutterseelenallein, aus der Uckermark ins Berlin der späten...
