Der Realitäts-Komplex
Was Film von Theater unterscheidet, ist vor allem der intensivere Realismus des Films. So heißt es. Im Film können Dinge so abgebildet werden, dass der Zuschauer sie glauben kann. Im Theater weiß man immer, dass nur gespielt wird. Man weiß, dass das, was passiert, nicht «real» ist. Und so hat Theater dann auch eine größere Distanz zur Realität als der Film. Da ist das Theater im Nachteil.
Wirklich?
Vor über zwei Jahren traten in meiner Inszenierung des Jelinek-RAF-Textberges «Ulrike Maria Stuart» zwei Männer in Frauenkleidern vor den Vorhang, die die ganze Zeit behaupteten, Ulrike Meinhof zu sein, bei denen es sich aber, wie sich bald herausstellen sollte, in Wirklichkeit um Stefan Aust und Bernd Eichinger handelte, die gekommen waren, um mittels eines Trailers ihren neuen Film «Der Untergang Teil II – Die letzten Tage von Stammheim» zu bewerben.
Was hier vielleicht nach einer albernen Theaterszene, nach einem irrelevanten Regietheater-Gag klingt, hat sich mittlerweile als prophetische Vision herausgestellt!
Denn genau so ist es gekommen: Genau so! Tatsächlich stehen Bernd Eichinger und Stefan Aust auf der Medienbühne des diesjährigen deutschen Herbstes, in bunten Leibchen als ...
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Lustig ist Gotscheff nie, komisch nur manchmal, grotesk fast immer. Die Kategorie des menschlichen Mitleids stellt er nur zur Verfügung, wenn er Figuren inszeniert, auf die Heiner Müllers Satz «Und immer noch rasiert Woyzeck seinen Hauptmann» zutrifft.
Aus ihnen macht er Giacometti-Figuren, aber reine Opfer sind auch sie nicht, sondern in ihrem Opportunismus ein...
Schreib aber hin, dass ich ein seriöser Autor bin», ermahnt mich Felicia Zeller am Ende unseres Gesprächs, laut lachend: «Schreib nicht hin, macht nur Witze und lacht, das kann ich nicht ausstehen. Oft ist ja das Niveau sehr niedrig, beim Journalisten. Da stehen dann so Sachen drin, welche Farbe die Brille hat und welche Witze ich mach, wenn denn der Witz...
Vielleicht zur Abwechslung mal wieder ein gutes Buch lesen? Oder ein Abend im Theater?