Wir sind Faust!

Randalierende Manager, rasende Ritter und ein kriegslüsterner Schwabenchor – das Schauspiel Stuttgart geht mit Bukowski, Voima und Goethe in die Offensive

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Wenn es stimmt, dass Gewerkschaftler vor allem da gerne streiken, wo es die Gesellschaft am härtesten trifft, dann dürfen sich die Theater im Grunde gratulieren, sind sie doch neben der Müllabfuhr im Ländle derzeit das beliebteste Angriffsziel von Arbeitskampfmaßnahmen (siehe S. 76 f). Anscheinend verspricht man sich dort, wo staatlich organisierter Kunstbetrieb und tarifrechtliche Arbeitnehmerinteressen aufeinanderprallen, noch öffentliche Breitenwirkung in besonderem Maß. Dass es dennoch nicht zum Schlimmsten kam und Schauspiel-Intendant Hasko Weber trotz ver.

di-Streik seine Februar-Premieren einigermaßen unbeschadet über die Bühne bringen konnte, verdankt sich womöglich dem Umstand, dass das Schauspiel Stuttgart in dieser Saison eine kleine, kämpferisch geballte Arbeiterfaust – und sei es in Lindgrün – im Wappen trägt. Wie gut, dass unser vorausschauender Dichterfürst seinem ruhelosen Dramenhelden einen so vielseitig interpretierbaren Namen gegeben hat.

 

Feindliche Familien-Übernahme

Auch der Held in Oliver Bukowskis neuem, im Depot uraufgeführten Stück «Steinkes Rettung» ist in gewisser Weise Opfer wirtschaftlicher Umwälzungen, allerdings kaum eines, das wegen ...

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Theater heute April 2006
Rubrik: Aufführungen, Seite 25
von Silvia Stammen

Vergriffen
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Notizen

Gute Werke!

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Delmenhorst, unter 1 Grad

Winterlager 1634, inmitten des Dreißigjährigen Krieges. Wallenstein, des Kaisers oberster General, lässt sein Heer rasten, anstatt dem schwedischen Feind nachzusetzen. 

Am Hof zu Wien wächst das Misstrauen gegen ihn. Vier Jahre zuvor, auf der Höhe seiner Macht, hatte der Kaiser Wallenstein seine Gunst entzogen, ihn aber später notgedrungen reaktiviert. Seither ist...

Der schärfste Macker im Viertel

Andreas Dresen hat sich früher einmal, in seinem höchst erfolgreichen Experimentalfilmer-Alltag, noch mit einer «halben Treppe» irgendwo in Ex-Ost-Deutschland an der Oder zufrieden gegeben. Jetzt macht er gerade Oper in Basel am Rhein, und da wird er unweigerlich zum monumentalistischen Gesamtkunstwerker. Klar hat ihn die halbe Treppe damals wie kein weiterer Film...