«Wo ist die Störung?»
Im Chor liegt der Ursprung des antiken Theaters. Erst trat ein Protagonist heraus, dann der zweite. Doch es dauerte nicht lange, dann war der dramatische Konflikt erfunden. Er hat in den folgenden zweieinhalb Jahrtausenden große Karriere gemacht, denn spätestens seit Renaissance und Aufklärung handelt der Mensch gerne auf sich allein gestellt. Aber der Chor war nicht totzuschweigen. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts hat er sich immer wieder kraftvoll auf der Bühne zurückgemeldet.
Max Reinhardt, Gustav Rudolf Sellner, Peter Stein, Ariane Mnouchkine, Einar Schleef und zuletzt Volker Lösch haben jeweils eigene, zum Teil sehr unterschiedliche Chor-Ausprägungen für ihr Theater entwickelt. Auf den folgenden Seiten erzählt der Schleef-erfahrene Bernd Freytag, der zuletzt viele Chöre mit Volker Lösch einstudiert hat, von der Arbeit und seinen Erfahrungen.
Theater heute Bernd Freytag, Sie studieren mit Volker Lösch die Bürger-Chöre ein, in Dresden, in Stuttgart und zuletzt in Hamburg für die Bearbeitung von Peter Weiss’ «Marat/Sade» am Deutschen Schauspielhaus, in der ein Hartz-IV-Chor unter anderem eine Liste der reichsten Hamburger vorträgt. Angefangen mit der Chorarbeit haben Sie ...
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Im Juni 1954 hatte das (einzige) deutsche Fernsehen etwa so viele Teilnehmer, wie heute das Forum Freies Theater Düsseldorf Personen in seinem Verteiler hat. Das änderte sich mit dem 4. Juli 1954, als die deutsche Nationalelf im Finale der Fußball-WM stand: Die «schwer begreifliche Zauberwelt des Fernsehens» verließ die Experimentierphase und begann, sich zum...
Liebe Moni,
die Nachricht von Deinem Tod hat mich in Berlin auf der Probe zu einem Mörderinnenstück erreicht, das Du selbst gerne noch gespielt hättest: «Arsen und Spitzenhäubchen». Und wir haben sofort aufgehört, weiter darüber nachzudenken, wie man am elegantesten alte Männer ins Jenseits befördert und haben das Glas auf Dich erhoben.
Ein alter Mann war die...
Bemerkenswertes Theater, meinte Jürgen Gosch in einem Gespräch, sei ein fragiler Moment. Man kämpfe ja beim Inszenieren immer damit, die Sache wiederholbar, sie robust zu machen. Und das sei auch nötig: «Aber die Probenphase, bevor dieser Prozess einsetzt, ist mir die liebste. In der die Proben leichtsinniger sind. Bevor die Arbeiten anfangen, Beton zu werden.»...