Unsere kleinen Apokalypsen
Ariane Mnouchkine hat den gepflegten Realismus des bürgerlichen Theaters seit jeher verachtet – stets zog sie das Spektakel großer Formen und Emotionen der fein ziselierten Bühnenpsychologie des Kammerspiels vor. Entsprechend orientierte sich das opulente Volkstheater des Théâtre du Soleil eher an Zirkusclowns und -artisten als an der Schauspielkunst der Konservatorien.
Außerdem benutzte es die Masken und Sprünge der Commedia dell’Arte, den asiatischen Kampfsport, die langen Auftritte des Nô-Theaters oder die chinesischen Schminkmasken und Prachtgewänder, um seine Figuren groß und schrecklich zu machen und ihre Geschichten unüberwindbar. Das Ergebnis war die jubelnde Verschmelzung von Orient und Okzident zum Triumph eines Welttheaters aus Schönheit, Überfluss und Schmerz.
Von den spektakulären Revolutionsdramen «1789» und «1793» – mehr als drei Jahrzehnte ist das her und in der Erinnerung, als wäre es gestern – über die grandiosen Zyklen «Les Shakespeare» und «Les Atrides» bis zu den nicht immer geglückten Arbeiten der letzten Jahre, aus denen aber doch «Tambours sur la digue» und «Le dernier caravanserail» herausragen, war das Theater der Sonnenkönigin ein verschwenderisches ...
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Dies ist das Protokoll eines übergroßen Unverständnisses, ja eines Nicht- oder vielleicht gar Missverständnisses. Eines lupenreinen Nicht-Verstehen-Könnens, was an einer bestimmten Produktion namens «Alkestis», verfasst von Euripides, inszeniert von Emma Dante, gut sein soll. Wo, außer im rein Dekorativ-Possierlich-Possenreißerischen, sich denn da ein Sinn...
Außerhalb der Fachzirkel war sie in den letzten zwanzig Jahren, zumindest hierzulande, wohl ein bisschen aus dem allgemeinen Theaterbewusstsein gerutscht, diese Olympiade des Bühnenbilds. Für diejenigen jedoch, die als Bühnenbildner arbeiten, blieb sie seit ihrer Gründung 1967 als einzige internationale Ausstellung dieser Art immer das, was Venedig oder Kassel für...
Wenn es um die Schnittstelle von Bildender Kunst und Theater geht, gehört der 1960 geborene Filmemacher und Regisseur Christoph Schlingensief zu den Grenzgängern par excellence. In den 90er Jahren mischte er mit talkshowartigen Abenden («100 Jahre CDU», «Schlacht um Europa»), politischer Aktionskunst («Bahnhofsmission Schlingensief», «Chance 2000», «Ausländer...