wiesbaden: stephan thoss «made in love»

«Made in Love» steht auf dem Etikett des jüngsten Dreier-Abends am Hessischen Staatstheater. Wäre dieser ein Pullover, sähe sein Rumpfteil dank vertracktem Muster super aus, ein Ärmel erschiene kurz und gut, der andere dagegen halblang und verzogen. Diesen fehlerhaften Abschnitt hat Giuseppe Spota geliefert, Tänzer im Ensemble, der inzwischen auch als Choreograf aktiv ist, sogar wettbewerbspreisgekrönt. In «Abi/Tiamo» aber verliert er sich im selbst entworfenen Bühnenbild.

Die Menschen behindern sich mit Wänden, meint er laut Programmheft, also stellt er Wände hin: gebogen, verschiebbar, mal mit Durchgang, mal ohne. Wird es umgerannt, mutiert so ein Ding zum Brücklein, das unter den Tänzerschritten unfreiwillig scheppert. Mann und Frau, Frank Fannar Pedersen und Ayumi Sagawa, haben manchmal ein eiliges Duett. Sie geht dabei zu Boden. Die Hast treibt sie auseinander, zumal da häufig auch noch sechs Ablenker herumquirlen mit gespenstisch geweißten Gesichtern. Sie gehören vielleicht zu der hinten auf einem weißen Riesenrock thronenden Frau. Die Mutterkomplexfee, umsäuselt von Phil-Glass-Streichern.

Ballettdirektor Stephan Thoss beglückt vorneweg mit zwei neuen Stücken, für die er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Januar 2013
Rubrik: kalender und kritik, Seite 44
von Melanie Suchy

Weitere Beiträge
geheime scores

Mit Begeisterung erzählt die amerikanische bildende Künstlerin Sharon Lockhart im Thyssen-Bornemisza Art Contemporary-Atelier in Wien von ihrer persönlichen Entdeckung: Während einer Forschungsreise durch Israel stößt Lockhart 2008 in Holon, im Ballungsraum von Tel Aviv, auf den Nachlass der kurz zuvor verstorbenen, charismatischen Tänzerin, Choreografin und...

das große flattern

«Atmet einfach ein und aus, entspannt euch – und habt vor allem Spaß!» Dirk Elwert ist keine Bürokratenseele, sondern ein ziemlich guter Seelsorger. Er kann sich offenbar lebhaft ausmalen, wie es gerade um die 23 blutjungen Damen und Herren bestellt ist, die sich an diesem Sonntagmittag im Ballettsaal des Leipziger Opernhauses versammelt haben. Eigentlich gehören...

ausstellung & tv

  ausstellung_________
edgar degas. das spätwerk

In seiner postimpressionistischen Schaffensphase bevorzugte Edgar Degas (1834-1917) Pastellkreide als Zeichenutensil, um Tänzerinnen darzustellen. Dank der schmiegsamen Substanz der Stifte wird jede Farbe puderfein aufs Papier gestreut – was, wie die Schweizer Schau zeigt, der Flüchtigkeit des Sujets und der...