Unter dem Federkleid
Die leere Bühne vor dem Tableau eines verlassenen Sees schimmert atmosphärisch in blauem Bühnenlicht. Einen Flügelschlag ist es her, dass Odette, der weiße Schwan, das erste Mal dem Prinzen Siegfried begegnet ist. Ihre Anmut und ihre Traurigkeit haben ihn bezaubert, aber schon ist sie in der dritten Gasse der rechten Bühnenseite verschwunden. Tschaikowskys einzigartige Musik schwillt an, und da ist er, der magische Moment, auf den das Publikum gewartet hat und der immer wieder denselben Zauber verströmt: 32 Tänzerinnen in weißen Tutus erscheinen nacheinander auf der Bühne.
Die immer gleiche Schrittfolge wiederholt sich, bis ein Meer von strahlend weißen Federn die Szenerie erhellt.
Dieser Ausschnitt aus «Schwanensee» steht sinnbildlich für das klassische Ballett. Das Streben nach der perfekten, gleichförmigen Bewegung und der Illusion der absoluten körperlichen und tänzerischen Synchronität findet kaum je ein besseres Bild als den Tanz der weißen Schwäne im 2. Akt des Meisterwerks, das Tschaikowsky für Marius Petipa komponierte, der es erstmals 1877 choreografierte.
Derzeit sieht sich die Kunstform des klassischen Balletts abermals mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert (siehe S. ...
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   Tanz Februar 2021 
 Rubrik: Rassismus, Seite 38
 von Michael Banzhaf
 
Am Anfang gibt es ein paar Aussetzer. So ist das bei Livestreams. Die Premiere der Neueinstudierungen dreier Choreografien von Russell Maliphant, Sharon Eyal und Gai Behar sowie Liam Scarlett in der Bayerischen Staatsoper fiel aus bekannten Gründen aus, weshalb man das Programm abfilmte, sodass es, von Serge Honegger, dem neuen Ballettdramaturgen, charmant...
«Heute früh stand ich auf meinem Balkon», erzählt Antoine Jully mit dem charmanten, überakzentuierten Englisch des französischen Muttersprachlers. «Und ich fragte mich: Werden wir wohl über Konservatismus reden oder nicht?» Der Konservatismus treibt den Choreografen um, so sehr, dass er sich schon vor dem Interview sorgt, ob das wohl ein Thema wird. Klar: Als Jully...
Deutschland
Augsburg
 Theater Im Pay-per-View-Verfahren können orts- und zeitunabhängig Aufzeichnungen von Inszenierungen angesehen werden, auch das Ballett «Winterreise» von Ricardo Fernando zu Musik von Franz Schubert (tanz 12/20): www.staatstheater-augsburg.de/mediathek
Berlin
 Haus der Berliner Festspiele In «INFINI 1–17» erforscht der belgische Szenograf Jozef...
