Rituale: Frank Willens
Hallo Freunde, ich hatte keinen Glücksbringer (außer dass ich ständig und überall Einkaufslisten finde, auf der Straße, in Läden, in der -S-Bahn – und die als Zeichen des Universums nehme, dass alles okay ist), also ich hatte keinen Glücksbringer … bis ihr diese Anfrage rumgeschickt habt.
Ich kommuniziere seit einer Woche, tatsächlich seit dem Tanzkongress in Hellerau, viel mit den Bäumen. Und gestern, als ich auf Tour in Bordeaux war, hat ein Baum mich zu sich gerufen.
Ich bin über das Feld gelaufen – und direkt neben dem Baum lag dieses Metall-Stück, das mich auf verschiedenen Ebenen anspricht. Ich mag die Banalität des Objekts. Es ist an sich nichts Besonderes. Soll mich also daran erinnern, dass alles bedeutend sein kann, wenn der Kontext stimmt, wenn wir es als bedeutend wahrnehmen und daran glauben. Das Objekt hat die Form der Ewigkeit mit zwei Lücken. Klingt total dumm, aber das ist das Jetzt für mich, der Moment, wenn wir wirklich präsent sind – eine Lücke in der Ewigkeit. Das ist auch der Tanz. Und das, was ich zu verkörpern versuche, wenn ich auf die Bühne gehe (und überhaupt durchs Leben): ein absolutes Dasein, eine Präsenz, die ansteckt, die so stark ist, dass sie ...
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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Glücksbringer, Seite 23
von
Einen Talisman habe ich nicht – aber etwas viel Besseres: «the circle»! Seit es Gauthier Dance gibt, stelle ich mich vor jeder Aufführung mit meinen Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne im Kreis auf. Wir fassen uns um die Schultern, stecken die Köpfe zusammen, strecken ein Bein in die Mitte, bis wir uns treffen – und genießen gemeinsam diesen Moment der Ruhe. In...
Sie ist erst sechzehn, als sie verheiratet wird. In der Hochzeitsnacht erschreckt sie der Angetraute schier zu Tode. Und das erste Mal hat eher etwas von einer Vergewaltigung als von einem Liebesakt. Kein Wunder, dass die Ehe nicht halten kann, was sie den anderen verspricht. Der Mann geht fremd, nimmt Drogen, setzt schließlich seinem Leben ein Ende. «Mayerling»,...
Als Heinz Spoerli im Jahr 2000 einen Abend mit Stücken von Tänzerinnen und Tänzern des Zürcher Balletts präsentierte, fiel eines aus dem Rahmen: «Above Ground» von Kinsun Chan zu «Tic Tac» des Perkussionisten Fritz Hauser. Das kurze Stück war so viel reifer und professioneller als die anderen, dass wir eigentlich gerne mehr von dem kanadischen Tänzer gesehen...
