Nur zu Gast

Sesshafte und Nomaden der Tanzwelt trafen sich im Juni auf dem «Tanzkongress 2022». Sie lieferten sich eine Auseinandersetzung über die Rechte der Tanzenden. Eine Nachbetrachtung

Der «Tanzkongress 2022» begann zu Fronleichnam. Eine katholische Prozession zog streng geordnet durch die Altstadt von Mainz. Die Priester bildeten eine Gruppe, gefolgt von Laien in einer zweiten Gruppe. Es folgten Honoratioren in einer dritten, Sänger*innen in einer vierten Gruppe, und so weiter. So zeigte sich die Kirche in der Öffentlichkeit als Regiment. Im Dom läuteten die Glocken zum Mainzer Segen und am Stadttheater unter den Turmspitzen saßen zur selben Zeit gut 800 Expert*innen, darunter auch solche, die das Sagen im Tanz haben.

Die Spartenleitungen der Tanztheater gluckten zusammen in einer Gruppe, die Tänzer*innen versammelten sich auf der Probebühne, die Tanzwissenschaftlerinnen saßen in gemütlichen Sesseln und diejenigen, die ihre Karriere zeitweise der Mutterschaft opfern, unter einem Baum auf der Wiese.

So sonnig das auch wirkte, es ging zur Sache. Vorn auf der Bühne saß das Regiment der leitenden Herren und Damen der Tanzsparten und hinten erhob sich die Programmleiterin für Tanz der Kulturstiftung des Bundes, Karin Kirchhoff. Sie hörte ihnen zu, dann sagte sie: «Mir fehlt die Diversität. Hier sitzen sechs Spartenleitungen auf dem Podium. Vielleicht würde jemand ...

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Tanz August/September 2022
Rubrik: Ideen, Seite 54
von Arnd Wesemann

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