María Giacaman «Kriegsrahmen»
Der Krieg ist zurück im Alltag, nur ein paar hundert Kilometer im Osten. Der Krieg ist aber auch zurück im Denken und in der Kunst. Wer Anfang der Neunziger in Europa anfing, Kunst zu machen, musste sich auseinandersetzen mit der Tatsache, dass das nahgelegene Jugoslawien plötzlich in irrationaler Gewalt versank, und wer eine Generation später erste Schritte in die Kunstwelt macht, kommt nicht umhin, sich mit dem russischen Angriff auf die Ukraine zu beschäftigen. «Irony Is Over» hieß es in einem Neunzigerjahre-Popsong, nicht ohne Verlustschmerz.
María Giacaman hat am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Universität Hildesheim studiert, eigentlich ein Ort, der typisch ist für die ironische Durchdringung zeitgenössischer Jugendkultur. Aber Giacaman kommt nicht aus der westlichen Kunsttradition, sie hat einen palästinensisch-chilenischen Hintergrund, und ihre Arbeit interessiert sich nicht für Pop, sondern für Körper, Gewalt und ihre mediale Repräsentation. Ursprung ihrer Hildesheimer Masterarbeit «Kriegsrahmen» ist ein Archiv von 33 Fotos aus Krisenregionen, die von der Performerin Ignacia Gonzá-lez reenactet werden, nicht als bloße Kopie, sondern als Dekonstruktion ...
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Tanz Oktober 2022
Rubrik: Kalender, Seite 42
von Falk Schreiber
YOYI! CARE, REPAIR, HEAL
Care-Arbeit wird eines der drängenden gesellschaftlichen Themen der nächsten Jahrzehnte werden. Und deswegen sind Fragen zu diesem Komplex auch Fragen für die Kunst. Die Ausstellung «YOYI! Care, Repair, Heal» im Berliner Gropiusbau versammelt Videos, Malerei, Installationen und Performances von unter anderem Kader Attia, Grace Ndiritu und...
Ende einer Ära
Die überstrapazierte Formel vom Ende einer Ära – im Falle der «Dancing Times» trifft sie unumwunden zu. Das britische Magazin erblickte 1894 das Licht der Welt, zunächst als Hauspublikation der Cavendish Rooms, einer Institution des Gesellschaftstanzes. Ab 1910 firmierte es unter seinem weit über die Tanzwelt hinaus bekannten Namen, und seither...
«Qualität macht stark!» – diesen Satz habe ich mir aus der Broschüre «Zeitgenössischer Tanz als Chance für Kinder und Jugendliche» von Antje Klinge, einer der Autor*innen, geliehen, denn er formuliert in aller Knappheit, was für alle Projektvorhaben von «Aktion Tanz – Bundesverband Tanz in Bildung und Gesellschaft» zutrifft. Die Initiative zur Gründung des...