Lucinda Childs «akhnaten»
Ist es möglich, nur per Fernschalte eine Oper sowohl zu inszenieren als auch zu choreografieren? Lucinda Childs hätte an der Opéra Nice Côte d’Azur Philip Glass’ monumentalen «Akhnaten» inszenieren sollen. Sie tat es von New York aus, am Bildschirm – und allein für den Bildschirm. Bisher. Das Experiment geschah auf Vorschlag von Bertrand Rossi, dem neuen Generalintendanten des Hauses. Es entpuppte sich als schlüssige Idee. Denn auch der Pharao Echnaton betrat Neuland, als er während seiner Herrschaft (um 1350 v. Chr.
) die Sonne in den Stand des alleinigen Gottes erhob und – wie Lucinda Childs formuliert – als erster Mensch auf Erden den Monotheismus proklamierte. Mit «Akhnaten», 1984 unter dem Titel «Echnaton» an der Stuttgarter Staatsoper uraufgeführt und seitdem vielerorts neu inszeniert, beschloss Philip Glass seine Trilogie zu Figuren, die der Menschheit neue Denkweisen eröffneten. Als da sind die Vorgänger: «Einstein on the Beach» und das Gandhi gewidmete «Satyagraha».
Als «Einstein on the Beach» in der Regie von Bob Wilson 1976 in Avignon uraufgeführt wurde, trat auch Lucinda Childs darin auf – als Schauspielerin! Die Originalchoreografie von Andy de Groat wurde bald ...
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Tanz Februar 2021
Rubrik: Kalender, Seite 32
von Thomas Hahn
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