Live
«Am Anfang dachten wir, es ist vorübergehend», heißt es in dem Film, der es nicht mehr geschafft hat, rechtzeitig ins Kino zu kommen: «die geschlossenen Schulen, die leeren Supermärkte, die Kontrolle, die Angst, die Konzerte ohne Publikum.»
Kein Hund wagt sich mehr auf die hell erleuchteten Straßen. Verboten sind alle Versammlungen mit über 20 Teilnehmern.
Und wenn sich dennoch mehr Menschen in abseits gelegenen Gebäuden oder Gewächshäusern konspirativ zusammenfinden, um endlich wieder einmal Musik leibhaftig zu erleben – live! –, werden sie gnadenlos niedergeknüppelt. Der Terror von Staats wegen kennt kein Erbarmen. Immer wieder gibt es Tote. Wer das Glück gehabt hat, schwer verletzt davonzukommen, läuft Gefahr, am Unwiederbringlichen zu verzweifeln.
Vor vier Jahren hat Lisa Charlotte Friederich das Drehbuch zu ihrem Debütfilm geschrieben, inspiriert durch die Ereignisse vom 13. November 2015, bei dem knapp hundert Konzertbesucher im Pariser Bataclan einem islamistischen Anschlag zum Opfer fielen. Lisa Charlotte Friederich hat damals die gegenwärtige Pandemie nicht einmal im Ansatz ahnen können, und dennoch zeigt sie in «Live» nicht nur den Lockdown, sondern auch das völlig ...
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Tanz Februar 2021
Rubrik: warm-up, Seite 1
von Hartmut Regitz
Tamara Rojo, Künstlerische Direktorin des English National Ballet (ENB) in London, hat für gewöhnlich ein gutes Händchen für alles, was Publikum zieht und die Kunst ziert. Couragiert hat sie ihr Ensemble durch den ersten Lockdown gebracht, der in England endlos schien – nicht zuletzt indem sie Trainings aus ihrer eigenen Küche streamte. Das erwies sich als Renner,...
«Heute früh stand ich auf meinem Balkon», erzählt Antoine Jully mit dem charmanten, überakzentuierten Englisch des französischen Muttersprachlers. «Und ich fragte mich: Werden wir wohl über Konservatismus reden oder nicht?» Der Konservatismus treibt den Choreografen um, so sehr, dass er sich schon vor dem Interview sorgt, ob das wohl ein Thema wird. Klar: Als Jully...
In der Schifffahrt werden Gefahrenstellen durch Tonnen markiert. Ihre Formensprache geht auf den Bildhauer Constantin Brâncuși zurück. Der rumänische Künstler errichtete aus Dreiecken gewaltige Stelen und Säulen – wie Signaltonnen, deren Formen anzeigen, in welcher Richtung sich unter Wasser etwa ein Wrack befindet. Mit der Spitze aufeinander zeigende Dreiecke...
