Jan Martens « VOICE NOISE»

Düsseldorf

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Feminismus ist ein heikles Thema im Tanz, wo gute Absichten längst nicht immer zu ästhetisch und künstlerisch befriedigenden Ergebnissen führen. Gleiches gilt, wenn Tänzer*innen auf der Bühne ihre Stimmen erklingen lassen. Wie es gelingt, auf beiden Ebenen alle Hindernisse zu umgehen, lässt sich bei Jan Martens besichtigen. «Voice Noise», gesehen im Maison de la Danse in Lyon, macht klar: Es ist auch eine Frage der Dosierung.

Den ursprünglich kommunizierten und in der Presse beständig reproduzierten feministisch-theoretischen Bezug zu dem von Anne Carson 1996 veröffentlichten Essay «The Gender of Sound», der untersucht, wie Frauen im öffentlichen Diskurs sozusagen das Wort abgeschnitten wird, erwähnt Martens im umfangreichen Programmheft nur am Rand. Auf der Bühne lässt er vornehmlich die Körper sprechen. «Voice Noise» beginnt mit einem Stimmkonzert aus Gurren und Schnattern der vier Tänzerinnen und zwei Tänzer, kurz und komplex. Danach wird getanzt, und zwar zu dreizehn Liedern aus aller Frauen Länder und Epochen, die zudem alle von Frauen geschrieben wurden. Nicht nur, dass Martens respektvoll die Texte der Musikkünstlerinnen abdruckt, er fügt auch noch Zitate hinzu, in denen ...

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Tanz Juni 2024
Rubrik: Kalender, Seite 33
von Thomas Hahn

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