Großzügig
Wir treffen uns in seinem Studio in Rummelsburg. Alles ist luftig und weit, die Decken sind hoch, die Fenster gehen raus auf die Bucht, der Blick ruht auf dem Wasser. Seit vor zweieinhalb Jahren eine Mieterhöhung um das Dreifache angekündigt wurde, hat Christoph Winkler sein großes Studio aufgegeben und sich auf das benachbarte kleinere zurückgezogen. Beide Räume haben er und seine Mitstreiter selbst renoviert: Wände verputzt, neue Böden gelegt.
Für den Tanz verloren ist der große Raum dennoch nicht – nach Absprachen mit dem Berliner Senat und der Kulturraum Berlin GmbH sind beide Räume ins Arbeitsraumprogramm übergegangen und ein Choreografen-Kollege ist nebenan eingezogen. Statt die Tatsache des erzwungenen Umzugs als Verlust für die eigene künstlerische Arbeit zu erleben, sagt Winkler: «Jemand Neues kann dazu kommen.» Und dieser Satz, so schlicht und konsequent zugleich, charakterisiert die grundsätzliche Haltung des Künstlers Christoph Winkler.
Das Gesamtwerk des Berliner Choreografen trägt das Label vielseitig – zu Recht. Auseinandersetzungen mit dem klassischen Tanz, mit Krankheit und Verlust, mit Rassismus und Postkolonialismus, mit zeitgenössischer Musik und Tanzstilen ...
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Tanz Oktober 2022
Rubrik: Tanzpreis, Seite 34
von Elisabeth Nehring
«Qualität macht stark!» – diesen Satz habe ich mir aus der Broschüre «Zeitgenössischer Tanz als Chance für Kinder und Jugendliche» von Antje Klinge, einer der Autor*innen, geliehen, denn er formuliert in aller Knappheit, was für alle Projektvorhaben von «Aktion Tanz – Bundesverband Tanz in Bildung und Gesellschaft» zutrifft. Die Initiative zur Gründung des...
Selbsttäuschung, Rückblick, Sammelbecken der Erinnerungen: Eigentlich liefern Vittoria Girelli, Roman Novitzky, Shaked Heller und Louis Stiens in ihren Interviews genügend Stichworte, um der letzten Premiere der vergangenen Spielzeit einen ebenso programmatischen wie persönlichen Titel geben zu können. Doch Ballettintendant Tamas Detrich hält an seiner simplen...
MAYERLING
1978 feierte «Mayerling» Premiere am Royal Ballet, eine Choreografie von Kenneth MacMillan zur Musik von Franz Liszt, die den Tod von Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn, 1889 zum Thema hat. Bis heute ist der Abend ein Klassiker des Handlungsballetts, auch wenn der etwas komplizierte historische Bezug einige Konzentration erfordert. Heute kann man...