Global Groove
Eigentlich bräuchte es einen Warnhinweis am Eingang: «Diese Ausstellung könnte Ihre political correctness verletzen.» In einer Zeit, in der weiße Bio-Deutsche sich keine Dreadlocks wachsen lassen dürfen, im Karneval bitte keine ethnischen Kostüme getragen werden und die Lyrik einer schwarzen Autorin auch nur von Schwarzen übersetzt werden sollte, ist «Global Groove» im Museum Folkwang in Essen die pure Provokation: Da posiert die US-Choreografin Ruth St. Denis auf Schwarz-Weiß-Fotos im indisch anmutenden Glitzerstein-Kostüm und mit Yoga und Pseudo-Tempeltanz – sehr anmutig.
Allerdings hatte sie zu diesem Zeitpunkt den Orient noch nie bereist und sich stattdessen ein Fantasie-Indien kreiert. Auf einem Monitor flimmert ein alter Film von Trancetänzen auf Bali, mit extrem ekstatischen, sich exponierenden Tänzerinnen. Dazu der Off-Kommentar der amerikanischen Anthropologin Margaret Mead: Der Westen hat hier die Deutungsmacht. Oder: In Vitrinen ruhen drei Kopf-Plastiken von Auguste Rodin, die die Japanerin Madame Hanako mit schmerzverzerrtem Gesicht zeigen. Hanako war als «Selbstmord-Virtuosin» gewissermaßen das It-Girl des frühen 20. Jahrhunderts, Stadtgespräch, wo auch immer sie ihren ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Oktober 2021
Rubrik: Medien, Seite 48
von Nicole Strecker
«New/Works» nennt sich der Abend. Allen Uraufführungen zum Trotz hat er etwas von einer Retrospektive. Christian Spuck zum Beispiel schuf als Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts viele abendfüllende Erzählballette, bevor er als Chef ans Ballett Zürich wechselte. Hier, in «Cassiopeia’s Garden», gibt er sich weniger handlungsaffin, dafür gedankenschwer. «Was...
Die nackten Körper springen und tanzen, drehen sich in Kreisen, fallen, baumeln von der Decke und stürzen in Abgründe. All dies, um dem Tod zu trotzen? Nach Hölle und Fegefeuer kommt bei Dantes «Göttlicher Komödie» das Paradies: Doch mehr als die Kapitelüberschriften übernimmt Florentina Holzinger von der literarischen Vorlage nicht. Auf die geschundenen...
Notarzteinsatz in der Rue Barbet-de-Jouy 11, einen Katzensprung vom Hôtel des Invalides entfernt. Paris liegt noch im Schlaf, als Rettungskräfte am Pfingstsamstag, 29. Mai 1982, vorfahren. Gerufen hat sie Laurent Pétin, der Lebensgefährte von Romy Schneider (1938-1982). Er hat die Schauspielerin tot aufgefunden: zusammengebrochen über einem Blatt Papier. Irgendwo...
