Gerda König

Es war ein langer Weg für Gerda König als Künstlerin anerkannt zu werden. Zurück von ihren Reisen nach Nairobi und São Paulo, zeigt sie, was Tanzkunst kann – nicht nur Grenzen, sondern auch Vorurteile überwinden

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Ondiege Matthew aus Nairobi ist irritiert: «Wasn’t it disgusting for you at all?», fragt der kenianische Choreograf in die Runde. Das Düsseldorfer Publikum, das sich im tanzhaus nrw angewöhnt hat, seine Eindrücke nach der Vorstellung in einer gruppendynamischer Sitzung loszuwerden, schüttelt vehement die Köpfe. Nein, aber wir waren betroffen, sagen sie tapfer: «Vor allem von dem kleinen Mann mit dem schiefen Rücken, der nicht auf zwei Beinen stehen kann. Das war doch toll, wie er die Choreografie immer mitgemacht hat ...».

Gerda König schweigt eisern in ihrem Rollstuhl, den Kopf leicht nach hinten geworfen, die wilden Locken kaum gebändigt. Wenn man bei ihr Gedanken lesen könnte, dann vielleicht diesen: «So pflichtschuldig nickt man die Welt nicht ab».

Gerda König war letzten November in Nairobi bei denen, für die es nicht gerade selbstverständlich ist, einen Rollstuhl zu besitzen. Etwa für Stephen Odhiambo Odongo, den die Polio im Alter von zwei Jahren so verformte, dass ihm wenig anderes blieb, als gerösteten Mais auf der Straße zu verkaufen. Obwohl Kenia in einem «Behindertengesetz» von 2003 die Ausgrenzung, vor allem aber das Verstecken von Menschen mit Behinderung ausdrücklich ...

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Tanz Juli 2006
Rubrik: first ladies, Seite 22
von Arnd Wesemann

Vergriffen
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