The Back of Rio
Wenn Lia Rodrigues auf den Balkon ihres Apartments tritt, kann sie den Corcovado sehen, eines der Wahrzeichen von Rio de Janeiro. Die Jesus-Statue segnet mit ausgebreiteten Armen die Stadt – und Lia hat sie täglich vor Augen.
Gávea ist eins der besseren Wohnviertel von Rio de Janeiro. Die schicken mehrstöckigen Häuser sind eingezäunt, natürlich gibt es Wachpersonal, das das Kommen und Gehen registriert. Ganz in der Nähe liegt der botanische Garten, den Lia oft besucht. Alles wächst hier in verschwenderischer Fülle.
Von ihrem Zuhause im Süden macht sich die Choreografin jeden Tag auf den langen Weg Richtung Norden. Zielpunkt ist Maré, eine der Favelas von Rio de Janeiro, die sich zwischen den Expressways Linha Vermelha, Linha Amarela und Avenida Brasil ausbreitet. Vor drei Jahren hat Rodrigues ihren Probenraum nach Maré verlegt. «Die Favela ist nicht irgendwo an der Peripherie, die Favela ist überall», sagt die Choreografin. Damit drückt sie präzis das Bewusstsein der brasilianischen Kunst-Szene aus. Die Favela, ein Ort der Gewalt, wird zum Ort der Kreativität und des Widerstands.
Man sieht gleich, wann man die unsichtbare Grenze zu Maré passiert. Unter der Autobahn stehen Reihen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Gerald Siegmund, frischgebackener Tanzprofessor in Bern und Korrespondent dieser Zeitschrift, hat seine Habilitationsschrift Abwesenheit – Eine performative Ästhetik des Tanzes veröffentlicht. Die üblichen 500 Seiten sind kein Pappenstiel. Aber keine Angst. Der Kritiker Gerald Siegmund hat dem Akademiker über die Schulter geschaut. Minuziös beschreibt er die von...
Das Wasser reicht Esteban bis zum Hals, alles um ihn herum ist Welle. Sonnenlicht bricht sich im Wasser, dessen sanfte Strömungen seinen Körper wie in einem Tanz mitreißen. Langsam durchdringt es seinen Körper, beraubt ihn seiner Konturen. Alle Bewegungen verschwimmen. Jedes einzelne Molekül gehorcht einer Musik aus Myriaden von Klängen. Seine Körperteile rasen,...
Zart schreitet Blanche unter ihrem Florentiner Hut am Arm des Arztes entlang der Bühnenrampe aus dem Haus Kowalski, das ihr so vulgär erscheint. Entzweit mit sich selbst: zwischen dem Triumph, von einem feschen Mann fortgeleitet zu werden, und der Ungewissheit, wohin er sie führt. Unstet ihre Augen, fahrig die Hände. Stanley winkt der Verstoßenen eine Spur zu...