Enrique Gasa Valga: «Gefährliche Liebschaften» in Innsbruck
Wurzeln ranken sich entlang der grauen Zimmermauern, allerlei Geäst ragt in den kargen Bühnenraum. Halb Jagdschloss, halb Grab kündet dieses mit Kronleuchtern und Hirschgeweihen bestückte Gerippe schon im lustvollen Treiben des ersten Akts vom drohenden Absturz. Die Innsbrucker Inszenierung des einstmals skandalträchtigen Briefromans «Gefährliche Liebschaften» ist ein Taumel am Abgrund der großen Gefühle.
Momente der Leichtigkeit weichen tiefer Enttäuschung, zerborstene Baumstümpfe treten an die Stelle der zarten Waldlandschaft, Brahms’ dramatisches Klavierquartett folgt auf Schuberts heiteres «Forellenquintett».
Der Abend ist mehr von Emotionen als von Trieben geleitet, obwohl es anfangs aus dem Wald grunzt und kichert, prustet und stöhnt. Nicht die Machtspiele der Marquise de Merteuil, sondern die Geschichten der beiden Liebespaare, die sich in ihrem Intrigennetz zusammenfinden, stehen im Vordergrund. Statt dem Rachemotiv der Marquise nachzugehen, konzentriert sich Ballettdirektor Enrique Gasa Valga auf die Facetten der Leidenschaften. Die Marquise – als einzige auf Spitze und mit eisigem Blick getanzt von Anna Romanova – macht sich diese Leidenschaften zunutze, bis ihr die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz April 2016
Rubrik: Kalender und Kritik, Seite 48
von Miriam Althammer
Wenige Tage, bevor unser Gespräch stattfinden soll, besuche ich das Londoner Coliseum Theatre, um Isaac Hernández in der aktuellen «Corsaire»-Produktion des English National Ballet tanzen zu sehen. Allerdings nicht in der Titelrolle des Piratenanführers Conrad, den er an anderen Abenden verkörpert, sondern als Sklave Ali. Die übrigen großen Partien sind mit...
______ impressum
tanz__Zeitschrift für Ballett, Tanz
und Performance
____Herausgeber
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
____Redaktion Hartmut Regitz,
Dorion Weickmann, Arnd Wesemann
Mitarbeit: Sofie Goblirsch, Marc Staudacher
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel +49-(0)30-254495-20, Fax -12
redaktion@tanz-zeitschrift.de
www.tanz-zeitschrift.de
____Gestaltung &...
Nein, sie empfiehlt sich nicht auf Französisch. Am Ende des Ballettabends stimmt Édith Piaf aus dem Off ein «Heaven Have Merci» an, bevor sich Vasiliki Roussi von der Bühne verabschiedet – «die Sängerin, die öffentliche Person» (wie es im Programmheft im Gegensatz zur «Tänzerin» heißt). Die Augen aufgerissen, das Gesicht bleich, der Mund grotesk verschmiert wie von...