dancer in the dark
Geblendet, schließt der Zuschauer erst einmal die Augen. Kaum dass er sie wieder öffnet, sieht er sich konfrontiert mit einer anderen Welt. Die Bühne ist eingedunkelt, der Boden spiegelglatt. Von hinten fällt das Licht wie gefiltert auf unzählige Silberkabel, an denen Myriaden von Mikrofonen hängen. Vielfach geschichtet, wirkt die Installation von Anette Hachmann und Elisa Limberg wie ein Vorhang, der den Raum dahinter zwar immer noch erahnen lässt, zugleich aber wie eine Art Projektionsfläche funktioniert, auf der zwischendurch immer wieder Schatten der Erinnerung tanzen.
Es ist der einzige Verweis auf Lars von Triers Film «Dancer in the Dark» (2000), der dem Gemeinschaftsprojekt von Stuttgarter Ballett und Schauspiel Stuttgart zugrunde liegt. Ansonsten wird er aus rechtlichen Gründen nicht zitiert.
Das Innen kehrt sich nach außen
Bei dem Schattenspiel, das Udo Haberlands Lichtführung immer wieder suggestiv in Szene setzt, könnte es sich aber auch um die Sichtweise der zentralen Protagonistin handeln, die ihre eigene Wirklichkeit nur noch wie durch einen Schleier wahrzunehmen weiß. Selma Jezková (Ute Hannig), tschechische Arbeiterin in einer amerikanischen Fabrik, droht zu ...
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Tanz Januar 2013
Rubrik: produktionen, Seite 12
von Hartmut Regitz
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