Cathy Marston «Jane Eyre»
Nebel, alter Abstraktionsmeister: Ausstatter Patrick Kinmonth hat auf den Gazevorhang einen Hügel gemalt, typisch fürs nordenglische Moor durchzogen von kleinen Steinmauern, um die Schafweiden abzugrenzen. Die Mauern verschwimmen im Nebel und erinnern so an Schnüre, an denen die handelnden Figuren hängen wie Marionetten. Charlotte Brontës «Jane Eyre»: ein Puppenspiel.
Nur selten hat John Neumeier in seiner 51-jährigen Leitungszeit am Hamburg Ballett Gastchoreograf*innen eingeladen.
Jetzt darf aber mal jemand von draußen ran, in der letzten großen Repertoirepremiere, bevor die Intendanz kommenden Sommer auf Demis Volpi übergeht: Cathy Marston, Ballettdirektorin beim Ballett Zürich und bezüglich des neoklassischen Handlungsballetts eine Schwester im Geiste des Hausherrn. Marston hat ihre 2016 beim Northern Ballet in Leeds entstandene Choreografie «Jane Eyre» in Hamburg neu einstudiert, ein weitgehend braves Literaturballett, das so klug wie routiniert die Éducation sentimentale der Titelheldin beschreibt, als ungeliebtes Kind, das ins Waisenhaus abgeschoben wird, dort Krankheit und Tod erlebt, sich in den zwielichten Rochester verliebt, beinahe vor Enttäuschung stirbt und ihn am Ende ...
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Rubrik: Kalender, Seite 39
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