Amit Noy «A Big Room FullL of Everybody’s Hope»

Wuppertal

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In der häuslichen Enge der Pandemie entstand die Idee zu diesem gleichermaßen ungewöhnlichen wie berührenden Stück des jungen Tänzers, Choreografen und Schriftstellers Amit Noy, einer der «Pina Bausch Fellows» 2022. Auf engstem Raum mit seiner jüdischen Familie, in der er polyglott aufwuchs, kreiert er einen Reigen, in dem drei Generationen auftreten: Er, seine 15-jährige Schwester Maytal und seine Eltern Ilan und Liora Noy live auf der Bühne, die Großmutter Belina Neuberger zugeschaltet über Video (allerdings nicht live).

Getanzt, gesungen, gesprochen geht es um Zusammenhalt und Distanz sowie um persönliche wie kollektive Traumata: Maytal singt vom Schlankheitswahn und den «big bad men», die sie fürchtet, Amit Noy setzt sich tänzerisch mit Balanchine und den Herausforderungen eines Performers auseinander. Der Horror des Holocaust liegt wie ein Schatten über der Familie. Großmutter Belina berichtet von den verstörenden Besuchen im KZ in Polen. Der knapp einstündige Abend, der als deutsche Erstaufführung im Pina Bausch Zentrum Under Construction zu sehen war, ist ein Work in progress, in dem viel Potenzial steckt. 

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Tanz Juni 2024
Rubrik: Backlights, Seite 46
von Marion Meyer

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