Xenia Wiest, Iratxe Ansa, Igor Bacovich «Strawinsky – Petruschka/Der Feuervogel»
Noch vor ein paar Jahren wäre ein Strawinsky-Doppelabend eine Nummer sicher gewesen. Heute aber muss sich ein Theater, das «Petruschka» und «Der Feuervogel» auf die Bühne bringt, positionieren: Wie verhält man sich angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine gegenüber der russischen Balletttradition? Das von Xenia Wiest auf überregionale Sichtbarkeit getrimmte Ballett X Schwerin versucht es mit Verweigerung: Ballets-Russes-Nostalgie kommt hier jedenfalls keine auf.
Iratxe Ansa und Igor Bacovich verlegen das Jahrmarktsmärchen «Petruschka» in einen abstrakten Raum ohne irgendwelche Volksfestanmutung, ein maliziöser Gaukler (Vinícius Leme) agiert vor schattenhaften Marktbesuchern. Petruschka, Ballerina und der Adlige (der Antagonist Petruschkas ist bei Matteo Fogli ohne seine ursprünglich rassistisch grundierte Charakterisierung gezeichnet) werden marionettenähnlich geführt. Da kann die von Mark Rohde schwungvoll dirigierte Staatskapelle noch so leidenschaftlich russische Weisen zitieren – volkstümlich ist hier rein überhaupt nichts mehr.
Dafür ist der Abend tänzerisch ein Genuss, der einerseits von der gelenkigen Verzweiflung und artikulationsstarken Theatralik Benjamin ...
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Tanz April 2024
Rubrik: Kalender, Seite 40
von Falk Schreiber
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