Wien on Tour: Gisèle Vienne «Crowd»

Tanz - Logo

Merce Cunningham stellte 1993 eines seiner ersten Stücke vor, für das er mit dem Computerprogramm LifeForms arbeitete: «CRWDSPCR». Der Merce Cunningham Trust attestiert dem Stück «nonstop frenetic activity». Genau zu jener Zeit lebte die französisch-österreichische Choreografin Gisèle Vienne in Berlin und machte auf Rave Partys wahrhaft frenetische Erfahrungen. Davon zeugt nun «Crowd». Wie Cunningham imaginiert Vienne Bewegungen mit Hilfe synthetischer Verfahren, die sie hier der Videokunst und dem Animationsfilm entlehnt.

Wie bei Cunningham entstehen daraus Körperbilder, die in ihrer Motorik merkwürdig anorganisch erscheinen. Doch «Crowd» funktioniert über Geschwindigkeit, mit Stücken von Underground Resistance, Vapour Space, Jeff Mills, Sun Electric u. a., live aufgelegt von Peter Rehberg. Der Schwerpunkt der Techno-Playlist liegt auf den frühen 1990er-Jahren. Frenetisch ist allein diese Musik. 

Statt explosiver Beschleunigung regiert hier: Langsamkeit! Dieser Rave in Zeitlupe funktioniert im Kollektiv und dabei derart homogen, dass unbegreiflich scheint, wie die Körper Bewegungen und Situationen bewältigen und dabei noch die ganze Palette der Emotionen perfekt vorleben. Man ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Juni 2018
Rubrik: Kritik 6/18, Seite 46
von Thomas Hahn

Weitere Beiträge
Basel: Richard Wherlock «Tod in Venedig»

Wenn Gustav von Aschenbach auf Tadzio schaut, tut sich ihm eine Welt auf, in der gestern, heute und morgen eins werden, das Vergängliche zu Schönheit wird und Schönheit zu Schrecken. Thomas Manns Novelle «Der Tod in Venedig» ist, wie ihr Autor vorschlug, als «Tragödie einer Entwürdigung» zu lesen, aber auch als Text über den Blick, über Wunsch und Wahrnehmung. Wir...

Kalender 6/18

Deutschland

Altenburg

Landestheater
Das Thüringer Staatsballett zeigt «Eine infernalische Reise/Letzte Lieder», Ballett mit Orchester von Silvana Schröder (tanz 3/18). 9. Juni;
www.tpthueringen.de

 

Augsburg

Theater
«Dimensions of Dance, Part 1»: «Reminiscence» von Young Soon Hue, «Six Breaths» von Ricardo Fernando und «Cantata» von Mauro Bigonzetti....

SOS

In sich versunken, stehen die beiden einfach nur da. Xuan Shi ist der Erste, der seine Sinnesorgane stimuliert. Einen Finger um den anderen führt er bedeutungsvoll auf die Augen, so wie es anschließend Niannian Zhou mit den Ohren tut. Die Nase wird nicht ausgelassen. Ebenso wenig der Mund, der sich daraufhin stumm öffnet. Ein Akt der Bewusstmachung, mit «zärtlicher...