Widerstand

Ein Bildband über Queerness macht klar: Es geht nicht nur um fluide Existenz, sondern um Haltung

Tanz - Logo

«A Sense of Shifting» kündigt einen Wandel an – doch dieser Wandel liegt schwer in der Hand. Das Buch ist massiv, fast unhandlich. Statt beiläufig durchgeblättert zu werden, zwingt sein Gewicht dazu, innezuhalten, es mit beiden Händen zu fassen, die Seiten bewusst umzuschlagen. Herausgegeben von der New Yorker Autorin Coco Romack und der Fotografin Yael Malka, versammelt es fotografische und essayistische Einblicke in künstlerische Prozesse von zwölf queeren Choreograf*innen und Kompanien.

In einer Zeit, in der queere Narrative zunehmend sichtbar und zugleich immer noch oder schon wieder politisch bedroht sind, ist «A Sense of Shifting» nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein kulturpolitisches Statement: Die Fotografien dokumentieren Posen voller Empowerment, diverse Körperlichkeiten und revolutionäre Dekonstruktionen von Tanztraditionen. Sie provozieren Fragen nach Sichtbarkeit, Arbeitsbedingungen und Veränderung. Doch was gilt es zu verändern? Der Untertitel verrät es: «Queer Artists Reshaping Dance».

Dekonstruktion der Dichotomie
Aber Moment mal: Stichwort Nijinsky oder Léonide Massine oder – Balanchines «Orpheus», dessen queere Implikationen Steven Ha 2022 in «Dance ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz April 2025
Rubrik: Report, Seite 58
von Thaddäus Maria Jungmann

Weitere Beiträge
Wille aus Wasser

Wie wird man «Shooting Star» im Tanz? Was ist das? Mit dem Begriff wird in Bern die Gastchoreografin Xie Xin beworben. Das Reklamewort meint wohl, dass die Chinesin bessere Stücke macht als viele andere, dass sie viel gebucht wird, Venedig, Paris, Hamburg … bis nach Moskau. Dass sie eine erstaunliche Persönlichkeit ist. Vielleicht auch, dass sie eine Frau ist,...

Labyrinth

Am Anfang war das Wort. So könnte man es auch für «A Land Within» formulieren, nur liegt hier das Wort der Kreation zugrunde. Der Künstlerische Leiter der Dresden Frankfurt Dance Company, Ioannis Mandafounis, traf vor einiger Zeit auf den französischen Philosophen Maxime Rovère. Dessen Bücher faszinierten ihn zwar, aber noch inspirierender war der persönliche,...

Screening 4/25

JOHANNES-PASSION
Vor ziemlich genau einem Jahr montierte Sasha Waltz eine Choreografie in die Salzburger Felsenreitschule – sakrales Werk, heutiger Blick. Johann Sebastian Bachs »Johannes-Passion», musikalisch dargeboten von Cappella Mediterranea und Chambre de Namur, verwandelten die Tänzer*innen von Sasha Waltz & Guests in ein ebenso komplexes wie beseeltes...