utopien des repetitiven
Richard Wagner war sicherlich der ausgebuffteste Verführer in Sachen Ekstase. Ethnische und urbane Tanzmusikkulturen können es allerdings diesbezüglich durchaus mit ihm aufnehmen. Lässt sich dieses ausdifferenzierte und praxiserprobte Wissen um die Entrückung nicht in eine Neuinterpretation von Wagners Werk einbeziehen? Die folgenden Gedanken sind als utopische Wegzehrung für eine aufführungspraktische Beschäftigung mit dem Opus des Meisters skizziert.
Bekanntlich ist das Gesamtkunstwerk Wagners ein geschicktes Verweben von Sprache, Musik und Bühnengeschehen.
Während sich die textgebundene Musik – leitmotivisch rhapsodierend – durch die Handlung arbeitet, sind die wortlosen Vor- und Zwischenspiele reine Orchestermusik, in der Wagner eine Klangarchitektur aufspannt, in der die Zeit aufgehoben zu sein scheint. So hören wir im Vorspiel zur Oper «Siegfried» das Nibelungen-Leitmotiv als mantrenartige, fortwährend sich wiederholende Zelle, die sich zunächst zum Gewebe und dann zum Klangkörper formt. Der Bewegungsverlauf von der Transzendenz des Gral hinunter auf die Erde und zurück wird im «Lohengrin»-Präludium nachgezeichnet. Die in ätherisch hoher Lage spielenden Streicher wenden sich ...
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Tanz August/September 2013
Rubrik: musik, Seite 94
von Eric Schaefer
«Ich werde übrigens nicht zum Christentum übertreten.» Emanuel Gat schickt das lächelnd voraus, sobald die Rede auf die religiöse Symbolik in seinem Zyklus «UpcloseUp» zu kommen droht. «Ich bin das jetzt schon zwanzigmal gefragt worden.» Da beugt er lieber vor. Allerdings kennt der Israeli Europa längst gut genug, um zu wissen, dass jeder künstlerische Bezug auf...
ausstellung_________
tomás saraceno
In sehr luftiger Höhe unter der gewaltigen Glaskuppel des Düsseldorfer K21 Ständehauses hat der argentinische Künstler Tomás Saraceno ein stählernes Spinnennetz gespannt – für mutige Besucher, die mit flauem Gefühl zwischen Himmel und Erde entweder erfahren, was es heißt, sich wie eine Spinne zu fühlen, sobald man 25 Meter über...
Der Background ist beängstigend. Noch bevor das eigentliche Stück beginnt, spielt Christoph Winkler einen Soundtrack des Schreckens, der einen schon das Fürchten lehren kann, eine dumpfe Geräuschpalette, die auf eine Demonstration hindeutet, ein ohrenbetäubendes Trillerpfeifenkonzert, vereinzelte Sieg-Heil-Rufe, die das hörbare Ereignis ganz offensichtlich der...
