Tausend Möglichkeiten
Besonders pfiffige Zuschauer brachten ihre Wachsstöpsel mit. Sie hatten in der Presse von «ohrenbetäubendem Gitarrengewitter» gelesen. Die ersten flohen aus dem Toboggan nach fünfzehn Minuten. Dabei war es gar nicht so schlimm. Drei E-Gitarren lagen friedlich vorn am Bühnenrand, was bei Maguy Marin keine Überraschung ist. Von rechts nach links lief ein weißer Bindfaden, direkt über die Saiten. Als der gespult wurde, heulten die Gitarren auf. Laut, aber nicht höllisch.
Schlichte Linien von links nach rechts bestimmen die Bühne in «Umwelt».
Vorn der weiße Faden, hinten drei Reihen spiegelhaft glänzender Schilde, gestaffelt versetzt. Zwischen ihnen ein Wind- und Lichtkanal. Weder am Bühnenbild noch am Tempo wird sich in der einen Stunde etwas ändern. Menschen treten vor die Spiegel und treten wieder weg. Belanglose Dinge, aus denen unser Leben gestrickt ist. Sich nach dem «Geschäft» die Hosen hochziehen, zur Arbeit gehen, Geld zählen, Müllsäcke zubinden, Babys herzen, fluchen, eine Zimmerpflanze ins Haus tragen. Dann: sich die Frisur zurechtrücken, sich umarmen, einen erlegten Hasen präsentieren. Privatleben, Berufsleben. Der Schlachter trägt eine Schweinehälfte auf der Schulter, ...
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Wo bitte geht’s zur Unterwelt?
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