Sylvie Guillem

Keine Kompromisse für Sylvie Guillem. Mit 19 von Rudolf Nurejew zu seinem jüngsten Étoile gekürt, verließ sie mit 24 Jahren die Pariser Opéra, weil selbst über ihr Repertoire entscheiden wollte. Zu selbstständig für die Ballettwelt? Dort heißt sie Miss No. Derzeit tourt die brillanteste Ballerina ihrer Generation mit Russell Maliphant. Andrea Kachelrieß traf sie zur Deutschlandpremiere von «Push» in Heilbronn

Tanz - Logo

Sylvie Guillem, Sie haben sich beim Publikum mit einem herzlichen, fast erstaunten Lächeln bedankt. Überrascht Sie der Zuspruch, den ein zeitgenössischer Abend findet? Die Reaktion des Publikums berührt mich immer. Wenn ich auf die Bühne gehe, möchte ich dem Publikum etwas geben: eine Vision, einen einzigartigen Moment. Die Reaktion darauf zu erleben, ist für mich sehr bewegend. Mein Lachen hat nichts mit Überraschung, nur mit Freude zu tun.



Was sagen Sie Zuschauern, die kommen, um eine legendäre Ballerina zu erleben – und enttäuscht sind von einem zeitgenössischen Stück? Schade, sage ich zu ihnen. Versuchen Sie mal, Ihr Denken etwas zu öffnen. Die Menschen erwarten oft etwas – und wenn das nicht eintrifft, sind sie enttäuscht von der Person auf der Bühne, statt sich zu fragen, ob es nicht an ihrer Wahrnehmung liegt. Das eigentlich Enttäuschende ist nicht die Person, die ihnen etwas bietet, sondern ihr Mangel an Offenheit. Ich hatte oft Diskussionen über die «Carmen» von Mats Ek. Die Zuschauer beschwerten sich, weil Ek angeblich nicht die wahre Geschichte von Carmen erzählt. Lesen Sie doch noch mal das Buch, habe ich vorgeschlagen, und Sie werden sehen, wie nah Eks Figur an der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Juli 2006
Rubrik: first ladies, Seite 10
von Andrea Kachelrieß

Vergriffen
Weitere Beiträge
Josef Nadj

Die Anekdote wird immer wieder gern zitiert: Josef Nadj, der gelernte Grafiker, wurde kein Tänzer, sondern lernte die Kunst der Mimen. Doch für diese Sparte gab es im französischen Kulturministerium keinen zuständigen Beamten. Von Geldern ganz zu schweigen. Also bezeichnete er sich als Choreograf. Heute leitet er eins der neunzehn Centres chorégraphiques nationaux,...

Roleff-King in München – die Ballettakademie wird 50

Roleff-King ist ein Name mit enormem Nimbus in München. Seit fünfzig Jahren. Happy Birthday! Lange vor der Heinz-Bosl-Stiftung, ab Mai 1956, wurden unter den Fittichen von Peter Roleff und Karl-Heinz King Ballettratten ab sechs zu bühnenreifen Tänzern ausgebildet. Die Schule war nach dem Krieg eine der ersten privaten Schulen für Ballett in Deutschland mit dem...

The Back of Rio

Wenn Lia Rodrigues auf den Balkon ihres Apartments tritt, kann sie den Corcovado sehen, eines der Wahrzeichen von Rio de Janeiro. Die Jesus-Statue segnet mit ausgebreiteten Armen die Stadt – und Lia hat sie täglich vor Augen.
Gávea ist eins der besseren Wohnviertel von Rio de Janeiro. Die schicken mehrstöckigen Häuser sind eingezäunt, natürlich gibt es...