Silvana Schröder «Corpus»
Kein einfaches Thema, auch wenn der Titel das Gegenteil signalisiert. «Corpus» nennt Silvana Schröder ihr Ballett in einem Akt, zu dem sie sich u. a. durch einen Besuch der Ausstellung «Körperwelten» inspirieren ließ. Indes, es ist nicht das Anatomische allein, das sie in diesem Zusammenhang interessiert, auch wenn sich erst einmal etwas herzförmig Geformtes auf die Bühne senkt – feingeädert und zugleich faszinierend vieldeutig entworfen von der Bühnen- und Kostümbildnerin Verena Hemmerlein.
Nein, es ist das Leben selbst, das hier nach einem Leib verlangt, und Anderson Patrick Nascimento de Lima stellt den seinen zur Verfügung. Embryonal gekrümmt, windet er sich lange Zeit am Boden, nach Luft schnappend wie ein Fisch, während in der Ferne der Gesang der Buckelwale noch die Ursprünge der Menschwerdung ahnen lässt.
Erst als hörbar ein Herz zu schlagen beginnt, kommt er langsam auf die Beine, und vornehmlich zu Musik des chinesischen Filmkomponisten Frankie Chan schafft Silvana Schröder in der Folge zunächst die Voraussetzungen nicht nur seines Seins. Der Mensch ist bekanntlich ein soziales Wesen. Atmung, Blutkreislauf, jeder Sinnenreiz sieht sich folgerichtig verkörpert in ...
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Tanz März 2022
Rubrik: Kalender, Seite 41
von Hartmut Regitz
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Plötzlich ein lauter Knall. Ich stehe in einer ruhigen Straße. Blick aufs Handy-Display. Die Navigation zeigt mir, dass ich praktisch am Ziel sein muss. Eben war niemand zu sehen, jetzt dieser Rumms. Ein kleiner Junge ist mit dem Fahrrad gegen eine Haustür gefahren. Wild gelockter Blondschopf, der im Nacken mit einem Gummi zum dicken langen Zopf gebändigt ist....
ZWISCHEN ERFOLG UND EXIL
otte Jacobi (1896 – 1990) war eine der wichtigsten fotografischen Chronistinnen der Kunstszene im Berlin der Weimarer Republik – und damit auch des Theaters und des Tanzes, der sich damals vehement vom Dogma der schönen Bewegung löste. Die Ausstellung «Zwischen Erfolg und Exil» koppelt Jacobis Fotografien mit den Scherenschnitten von Lotte...