Schwein gehabt
Wer in dem irischen Dorf Lisagernal nachts stocktrunken nach Hause will, den holt das tiefrote Schwein ab. Und los geht es, auf einen wilden Ritt über den Fluss und durch den Wald. Es ist ein schwindelerregender Ausflug, bei dem man so lange nichts zu befürchten hat, wie man auf dem Schweinerücken brav den Mund hält. Wer aber aufmuckt, jauchzt oder Schreie anderer Art ausstößt wird abgeworfen, in einen Abgrund geschleudert und nie wieder gesehen. Die Konsequenz: «Der kleine Paddy hat immer nach seinem Vater gesucht und ihn nie wiedergefunden.
Seither hasst er Schweine aller Art und ist ein schweigsamer Typ.»
Diese Episode ist nicht die einzige gälische Legende, die Oona Doherty in «Specky Clark» überhöht und aufbereitet. Und erst recht nicht die einzige Erwähnung der grunzenden Vierbeiner in diesem autofiktionellen Tanztheater. Denn bei aller Fantasie: Es geht um Dohertys Familiengeschichte. Und in dieser spielen die Borstenviecher eine zentrale Rolle. Ausgangspunkt ist der Urgroßvater der Choreografin, der in Glasgow zur Welt kam, und als Kind allein auf ein Boot nach Belfast gesetzt wurde. Wo der Doherty-Sprössling bei zwei Tanten der Familie Clark Aufnahme fand – von da an ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz März 2025
Rubrik: Produktionen, Seite 6
von Thomas Hahn
Ihre Ernennung zur Künstlerischen Leiterin des Litauischen Nationalballetts hat die Karriere von Jurgita Dronina als einer der weltweit gefragtesten Balletttänzerinnen zu einem vorzeitigen, gleichwohl schlüssigen Abschluss gebracht. Vom National Ballet of Canada, ihrer künstlerischen Heimat der zurückliegenden zehn Jahre, hatte sie als Giselle bereits ihren...
Mulhouse
LA QUINZAINE DE LA DANSE
Fünfzehn Tage Tanz in allerfeinster Ausführung, das liefert «La Quinzaine de la Danse» im Elsass. Das Ende lockt mit Tero Saarinens berühmtem «Borrowed Light» (tanz 2/10) Ohad Naharins legendärem «Virus» und dem Duo «Mirlitons», angerichtet vom sagenhaften Performer François Chaignaud samt Beatboxer Aymeric Hainaux (sozusagen: zwei...
Vom siebten Stock des Staatstheaters Kassel aus erschließt sich die DNA der Stadt: Im Osten räkelt sich die prachtvolle Orangerie in der Wintersonne, ringsum leuchtet satter Rasen, während durch die Südfenster ein Regentief in den Ballettsaal hineinblinzelt. Der neblige Grauschleier lässt die Nachkriegsarchitektur rund ums Fridericianum so trist wie einfallslos...