Lebenskünstler
Vom siebten Stock des Staatstheaters Kassel aus erschließt sich die DNA der Stadt: Im Osten räkelt sich die prachtvolle Orangerie in der Wintersonne, ringsum leuchtet satter Rasen, während durch die Südfenster ein Regentief in den Ballettsaal hineinblinzelt. Der neblige Grauschleier lässt die Nachkriegsarchitektur rund ums Fridericianum so trist wie einfallslos wirken, was die Tänzer*innen im Studio freilich nicht anficht. Sie haben sowieso keine Zeit fürs Hinausschauen, sind vollauf miteinander beschäftigt.
Die Füße ankern in einer zweiten Position, die gebeugten Beine seitwärts abgespreizt, während das Becken in Hochfrequenz vibriert. «Connect, feel the connection», ruft jemand in den Raum. Tomatenroter Hoodie, graue Hose, glattpolierter Kopf über Vollbart und Augen, so dunkel wie Tollkirschen – so sitzt Eyal Dadon neben einem Stillleben aus Klavier, Notenständer und Turnmatte. Sein Laptop firmiert als Sound Machine, taktet die nagelneue Choreografie auf dem Weg zur Premiere: Noch vier Tage, dann geht das Dreiviertelstunden-Stück «Shuv» als Tandem mit Andonis Foniadakis’ «Der Tod und das Mädchen» über die Bühne des Hauses. Es ist die erste Kreation, die der israelische Choreograf ...
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Tanz März 2025
Rubrik: Menschen, Seite 26
von Dorion Weickmann
Deutschland
BAMBERG
TANZWERKSTATT Stätte für Zeitgenössischen Tanz. Nürnberger Straße 108 k, D-96050 Bamberg Tel. +49-951-246 03,
www.tanzwerkstattbamberg.de
BERLIN
INTERNATIONAL DANCE ACADEMY BERLIN
Anerkannte Bühnentanzausbildung (BAfÖG) 3 Jahre für klassischen und modernen Tanz, offene Profi-Klassen Rheinstraße 45-46, D-12161 Berlin, Tel. +49-30-873 88 18 www.i...
Die Theatergemeinschaft Plauen-Zwickau ist in Bedrängnis. Es fehlt an Geld, der Freistaat Sachsen muss sich mehr committen, um das Fünfspartenhaus – Tanz, Oper, Schauspiel, Jugendtheater, Konzert – in seiner Substanz zu erhalten. Was dringlich anzuraten ist, wie sich nach Besichtigung der jüngsten Produktion von Ballettchef Sergei Vanaev sagen lässt. Zur...
Ein Jahr alt sind die Gauthier Juniors, und ihre zweite Premiere im Stuttgarter Theaterhaus endet wie die erste mit einem «Boléro»: Die bislang eher sensible, nach innen schauende Kanadierin Virginie Brunelle rockt Maurice Ravels Superhit auf den Laufsteg, mit modernen Rhythmen von Laurier Rajotte in einer Art Berghain-Version aufgepeppt. Immer wieder heben schicke...