Schrumpfkurs

In Europas Kulturlandschaft regiert der Rotstift. In der französischen Region Pays-de-la Loire sollen die Mittel um über siebzig Prozent gedrückt werden. Von Finnland bis Serbien werden Kürzungsszenarien entworfen. Ein Alptraum, der auch in Deutschland immer mehr Kommunen erfasst.

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Die Wirtschaft lahmt, Massenentlassungen stehen an, die Armut steigt, nur der DAX eilt von einer Höchstmarke zur nächsten. Wir dokumentieren den Stand der Planungen zu Redaktionsschluss in Dresden, Berlin, Köln – und sprechen mit Carsten Brosda, Kultursenator (im freilich fein gepolsterten Hamburg), der antizyklisch investiert.

Berlin: Respektlos
Zu harmlos ist das Bild vom Rasenmäher, mit dem der Berliner Senat 2025 bei der Kultur kürzt.

Denn von gärtnerischer Sorgfalt keine Spur: Rund zwölf Prozent sollen gestrichen werden, dem Plan nach über alle Sparten, Organisationsformen und Projekte hinweg. Kürzung mit dem Mähdrescher. Nachhaltigen Entwicklungen wird der rote Faden abgeschnitten, Theatern droht die Insolvenz. Unmittelbar und brutal wirken die (ohne die Beteiligten und Betroffenen entwickelten) Kürzungsszenarien in allen Bereichen, vom Staatsballett bis zu Berlins Freier Szene. Nur drei Beispiele: Choreografin Kat Válastur, die als Mid Career Artist in Berlin wie international präsent war, muss um den Erhalt ihrer Arbeitsstrukturen kämpfen (siehe S. 1). Künstler*innen mit langfristigen Förderzusagen wie Isabelle Schad wissen Anfang Dezember nicht, wie es im Januar ...

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Tanz Januar 2025
Rubrik: Kulturpolitik, Seite 60
von

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