Foto: Elagoz
Samira Elagoz
«Cock, Cock.. Who‘s There» hieß die Performance, mit der die finnisch-ägyptische Künstlerin Samira Elagoz 2016 ihre Ausbildung an der Amsterdam School for New Dance Development abschloss und für deren beeindruckende Mischung aus Kreativität, Selbstwertgefühl, Originalität und Leidenschaft sie denn auch gleich das eigens auf Abschlussproduktionen zugeschnittene «André Veltkamp Beurs-Stipendium» bekam. Seither hat sie erfolgreich an diversen europäischen Theater- und Filmfestivals teilgenommen.
Elagoz, die freimütig bekennt, dass sie vor drei Jahren von einem engen Freund vergewaltigt wurde, bezeichnet «Cock, Cock.. Who‘s There» als «unkonventionelle Maßnahme, um dieses Trauma zu verarbeiten». Wie kommt es, dass mein Frau-Sein Gewalt provoziert? Was bestimmt die Art und Weise, in der Männer mich wahrnehmen? Fragen, die sich Elagoz nach der traumatischen Erfahrung stellte und zu deren Beantwortung die Künstlerin ihr Publikum in eine von Online-Dating, Sex und Gewalt beherrschte Welt an der Grenze von Öffentlichem und Privatem, von Emotionalem und Banalem führt. Dabei überschreitet sie auch Genre-Grenzen, verblendet Filmaussschnitte mit ihren Live-Aktionen und überzeugt mit frischen, originellen Ideen zum Komplex Konzepttanz/Performance – etwa wenn sie das Phänomen intimer Begegnungen zwischen Fremden sowie verschiedenste Ausprägungen des Begehrens unter die performative Lupe nimmt. Stets ist Elagoz dabei Subjekt und Objekt zugleich, niemals aber Opfer.
Ihren Film «Craigslist Allstars», der festhält, wie sie mitttels Kontaktanzeigen Männer trifft – u. a. Exhibitionisten, SM-Master und einen Porno-Regisseur – arbeitete sie zu einer umfänglichen Dokumentation aus, die vom Publikum gefeiert wurde: nicht nur beim niederländischen Dokumentarfilm-Festival «IDFA», sondern auch bei vergleichbaren Festivals in Warschau, München und Paris.
Aus dem Englischen von Marc Staudacher
Tanz Jahrbuch 2017
Rubrik: Hoffnungsträger, Seite 174
von Alexander Hiskemuller
Die Linie, die Diagonale, die Kurve, der Winkel. Deren Kraft und Poesie betont der italienische Choreograf. Reichert sie an, indem er Körper wie kantige Gebilde in das Geflecht der Linien stößt oder mit sanftem Pulsen deren Richtungsdrängen hemmt. Dabei gibt er Zeit: Die Reihen seitlich gelagerter, skulptural arrangierter Tänzer und Tänzerinnen, mit denen sein in diesem Jahr...
Wir treffen uns in Kiel, wo Lucinda Childs zuletzt Jean-Marie Leclairs tragédie-lyrique «Skylla und Glaukos» inszeniert hat. Opernregie führt sie inzwischen regelmäßig, aber weltberühmt wurde sie als Choreografin, als Expertin für schnörkellos reinen Tanz. Über den Beginn ihrer Karriere spricht sie gern, aber selten. Weil dieses Kapitel im Schatten späterer Erfolge steht, etwa Philip...
Schon früh in seiner Karriere hat der folkloristisch wie klassisch versierte Tänzer und stilsichere Choreograf Emilio Ochando den Entschluss gefasst, sich anstatt auf den populären Flamenco auf die weniger bekannten Tanz-Genres seiner Heimat zu konzentrieren: auf die Escuela Bolera und den klassischen spanischen Tanz. Folglich ist seine persönliche Handschrift, sind seine Choreografien...
