Rom: «Relative Collider»
Minimal Art ist nicht tot. Minimal Art macht weiter. Von Lisbeth Gruwez gibt es ein Meisterwerk dieses Genres, «AH/HA», das genauso beginnt wie dieser «Relative Collider» von Liz Santoro und Pierre Godard. Bei Gruwez wippt am Anfang nur das rechte Knie zum Knarzen einer Sprungfedermatratze. Aus diesem Wenigen folgen Wunder (tanz 10/14). Liz Santoros Gesellenstück hat den gleichen Anfang. Nur ohne Knarzen. Dafür hört man, wie sich das Wippen des Knies hinab zum Gummi des Turnschuhs fortsetzt, das sich mit dem Gummi des Tanzbodens quietschend zu Hausmusik verabredet.
Es folgt der Takt eines Metronoms. Im weißen Bühnenraum für drei Tänzer wirft Pierre Godard, rechts am Laptop, ein sonores «One, two, three, four, five, six, seven, eight» ein. In einem Crescendo (wenn man das in dieser leisen Tanzlandschaft so laut sagen darf) unterwirft er Zitate aus der halben Weltliteratur einer von ihm komponierten Litanei. Denn Godard ist Sprachforscher, sein Spezialgebiet ist «Natural Language Processing».
Als Techniker der menschlichen Sprachverarbeitung glaubt er nicht, dass Sprache und Wahrheit in «natürlicher» Kongruenz zueinander stehen. Liz Santoro glaubt das auch nicht. Sie ist ...
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Tanz Oktober 2016
Rubrik: Kalender und Kritik, Seite 42
von Arnd Wesemann
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