Richard Siegal «Xerrox Vol.2»

München

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In München fing alles an. Dort hat der Choreograf Richard Siegal sein Ballet of Difference (BoD) gegründet (tanz 7/17), das inzwischen am Kölner Schauspiel angedockt ist. Ob die Domstadt genug Weitsicht dafür besitzt, sich endlich wieder eine feste Tanzsparte zuzulegen und dafür das Ensemble und seinen Chef fest an sich zu binden, steht in den Sternen. Tatsache ist, dass auch die jüngsten Arbeiten die künstlerische Bedeutung von BoD unterstreichen. «Xerrox Vol.

2», betitelt nach der E-Partitur von Alva Noto und beim Münchner Festival «Dance» zu sehen, ist pures Substrat des akademischen Tanzes und hundertprozentiges Exzellenzmaterial. 

Siegal demontiert und remontiert hier die Register des klassischen Balletts, der elaboriertesten Körpertechnik, die der Okzident ersonnen hat. Kanonische Bewegungsformeln werden zitiert und zerlegt, mit neuen Akzenten versehen und ins Zeitgenössische umgeschmolzen. So verwandeln sich vertraute Port de bras in fremdartige Gebilde und reisen schlagartig von 1800 nach 2023. Sprünge erfolgen mit athletischer Schubkraft, Drehungen rotieren in irrwitzigen Dauerschleifen, und eine Arabesque ist nur die Einleitung einer Fortissimo-Sequenz statt wie gehabt ...

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Tanz Mai 2023
Rubrik: Kalender, Seite 38
von Dorion Weickmann

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