Ohne Filter
Der Tonfall ist natürlich ganz reizend. Oona Doherty spricht im gedehnten, stoßhaften Slang der irischen Arbeiterklasse, mit freundlich akzentuierten Vokalen, immer ein wenig lauter als es nötig wäre. Sie sagt «Dens», wenn sie von Tanz spricht, «Mani», wenn es um Geld geht, man kann nicht anders, man muss sich sofort mit dieser Unmittelbarkeit identifizieren.
Aber Doherty, geboren 1986 in London, aufgewachsen im nordirischen Bangor, 20 Kilometer nordöstlich von Belfast, ist nicht nur der Link der Tanzwelt zum Proletariat, sie ist auch eine Künstlerin, die extrem wach reflektiert, was um sie herum passiert. «Tanz» und «Geld» sind Begriffe, die im Gespräch mit ihr häufig fallen, oder: die hehre Kunst und die Frage, wie man seine Miete bezahlen soll. Im Zentrum ihres jüngsten Stücks «Navy Blue», erstaufgeführt zur Eröffnung des «Internationalen Sommerfestivals» in Hamburg auf Kampnagel und im November in Österreich und Frankreich zu sehen, ertönt eine lange Etataufstellung der Produktion, gelesen von Doherty selbst: 3000 Euro für die Kostüme, 22 800 Euro Reisekosten, 10 000 Euro Honorar für die Choreografin, insgesamt 291 656 Euro. Wer über Geld redet, macht sich nackt.
Doherty ...
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