Noé Soulier «Close Up»
Dass Noé Souliers Bewegungsstudien auch eine Beziehung zum Sport unterhalten, war schon immer unterschwellig zu spüren. Die Ursprünge seiner komplexen Artikulation und Technik liegen nicht nur in Bewegungen des Alltags, sondern auch im brasilianischen Jiu Jitsu, für das sich der Leiter des Centre National de Danse Contemporaine in Angers seit Langem interessiert.
Doch während des olympischen Sommers, der auch Frankreichs Tanzlandschaft in seinen Strudel zog, erinnerten Souliers Ausgangspunkte wie «Mit einem Gefühl der Dringlichkeit einem imaginären Objekt ausweichen» und deren abstrakte Umsetzung auf der Bühne besonders an Gesten und Energien sportlicher Art. Im ersten Teil von «Close Up», uraufgeführt beim Theaterfestival in Avignon, legen die Tänzer*innen mehr denn je auch das letzte Prozent Energie in ihre Bewegungen und Atemstöße, aus denen eine Art Fuge entsteht, im Dialog mit Bach, live gespielt vom Ensemble Il Convito. So vollzieht Soulier einen Schwenk zu weniger Abstraktion und mehr Leidenschaft. Doch das eigentliche Thema von «Close Up» sind Licht, Blick und Perspektive. Der erste Aufzug ist in warme Dunkelheit getaucht, wie eine Hommage an das Chiaroscuro der ...
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Tanz Oktober 2024
Rubrik: Kalender, Seite 30
von Thomas Hahn
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