Foto: Chris van der Burght

Nicht schlafen

Gibt es Trost, wenn die Welt in Gewalt versinkt? Der Choreograf Alain Platel nimmt es mit Gustav Mahler auf, mit dem Vorlauf des Ersten Weltkriegs und den Katastrophen der Gegenwart

Tanz - Logo

«nicht schlafen» ist wieder am 24. & 25.06 in Ludwigsburg zu sehen. www.forum.ludwigsburg.de

 

Eine Mischung aus perversem Interesse an gestörtem Verhalten und Empathie mit den Betroffenen sei es gewesen, die ihn als Heilpädagogen faszinierte, gab Alain Platel einmal im Gespräch mit der Dramaturgin Renate Klett zu Protokoll. In den mehr als 30 Jahren seines Choreografen-Daseins haben sich die Anteile bei dem Menschenversteher aus Gent allerdings verschoben: Das Perverse dominiert, die Empathie lässt nach.

Wachsam blickt Platel in seiner neuen, bei der «Ruhrtriennale» uraufgeführten Produktion «nicht schlafen» in die Abgründe des Individuums – und feiert eine traurige Gewaltorgie. Die Bühne wird zum Schlachtfeld religiöser, ethnischer und geschlechtlicher Auseinandersetzungen. Ein hochpolitisches Stück.

Schaurig-schön liegen zwei präparierte Pferdekadaver auf einem niedrigen Tisch übereinander wie auf einem Altar. Das untere Tier liegt auf dem Rücken, einen Lauf in die Luft gereckt, noch denkt man sich nichts dabei. Auf dem Boden hinter dem Tisch ruht ein weiteres Tier, an lockeren Gurten befestigt. Später, wenn es in die Luft gezogen wird, wendet es seinen Kopf mit leicht geöffnetem Maul zum Publikum. Die Plastik der belgischen Bildhauerin Berlinde De Bruyckere, überzogen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Oktober 2016
Rubrik: Produktionen, Seite 8
von Bettina Trouwborst

Weitere Beiträge
Auditions, Ausschreibungen, Wettbewerbe, Workshops

fortbildungen

«Creating Dance in Art and Education – Tanzpädagogik und Choreografie»
Im Februar 2017 beginnt die berufsbegleitende Weiterbildung mit Hochschulzertifikat am Berlin Career College der Universität der Künste Berlin. Tänzerinnen und Tänzer sowie Menschen mit fundierter Bewegungserfahrung haben die Möglichkeit, innerhalb von zwölf Monaten Fähigkeiten,...

Neuchâtel On Tour: «Celui qui tombe»

In Angelin Preljocajs Meisterwerk «Le Parc» gibt es einen magischen Moment: Eine Tänzerin tritt sacht auf ihr männliches Gegenüber zu, legt ihm die Hände in den Nacken – und der Tänzer beginnt sich zu drehen, schnell und immer schneller, bis die Auftriebskraft die Frau in ein Wesen verwandelt, das horizontal in der Luft zu schweben scheint. Yoann Bourgeois’ «Celui...

Die Lehrerin

Sie sind eine der bedeutendsten Flamenco-Tänzerinnen der Gegenwart, haben aber auch eine umfangreiche Karriere als Lehrerin vorzuweisen. Welche Rolle spielt die Pädagogin Belén Maya in Ihrem Berufsleben? Eine wichtige! Ich habe mit dem Unterrichten und dem Tanzen ungefähr zeitgleich begonnen. Damals studierte ich noch an der Schule des Spanischen Nationalballetts...