Münster on tour: Overhead Project «My body is your body»

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Wer sieht wen an und von wo aus? Was macht das aus? Dass die Zuschauer von zwei Seiten eine Bühnenaufführung betrachten, sich also gegenübersitzen, ist längst nicht mehr ungewöhnlich. Auch Ohad Naharin baut seinem neuen Stück «2019» eine solche Zwei-Fronten-Situation. Die Botschaft des Arrangements – «seht euch beim Zuschauen zu» –, nimmt man leicht amüsiert zur Kenntnis. Entblößter als sonst setzen sich auch die Darsteller den Blicken aus, «hinten» und «vorn» beziehen sich nicht mehr auf ihre Position im Raum, sondern nur auf ihre Körper.

Solche Perspektivverschiebungen spielt «My Body is Your Body» des Kölner Overhead Project durch, Mittelteil einer Trilogie über «Geometrie und Politik». Die Inszenierung von Tim Behren, der das 2008 gemeinsam mit Florian Patschovsky gegründete Nouveau-Cirque-Label inzwischen alleine leitet, fährt dafür ein Performer-Trio auf.

Das verzerrt zwischen den Zuschauerblöcken in der Krefelder Fabrik Heeder auf Anhieb die Idee von Symmetrie. Zwei Männer, eine Frau. Zwei Akrobaten, eine Tänzerin – Leon Börgens, Leonardo García, Mijin Kim. Die drei verrücken ihre eigenen Blickrichtungen, kehren sie um, indem sie sich nach hinten herunterbiegen oder auf ...

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Tanz Februar 2020
Rubrik: Kritik, Seite 44
von Melanie Suchy

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