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maría pagés «yo, carmen»

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Die Person der Carmen und damit auch die literarische Vorlage von Prosper Mérimée haben eine Vielzahl von Künstlern verschiedenster Sparten inspiriert, von Malern, Schriftstellern und Modeschöpfern bis hin zu Choreografen und Filmregisseuren. Fast bei allen geht es um die verführerische und unbezähmbare Figur der Gitana, die am Ende sterben muss, eben weil sie sich nicht fügen will.

Nicht so bei María Pagés. Der Text von Merimée ist nur mehr ein Zitat, die Handlung spielt im Hier und Jetzt, und die Erotik wird durch Ironie ersetzt.

Ein feministischer Blick auf die leidenschaftliche Kunstfigur? Wahrscheinlich, aber kein bitterer, eher ein weiser. Das gesprochene Wort steht am Beginn, rezitiert von verschiedenen Schriftstellerinnen wie Akiko Yosano, Margaret Atwood und Marguerite Yourcenar aus dem Off, getanzt von den hervorragenden jungen Tänzerinnen der Kompanie. Die beiden männlichen Tänzer sind, obwohl sehr gut, eigentlich Randfiguren, die nur für einen kurzen Moment glänzen können.

Die Musiker bleiben fast bis zum Ende hinter einem Gazevorhang versteckt, denn im Mittelpunkt des Geschehens steht die Frau – mit all ihren Facetten und den Rollen, die sie erfüllt. María Pagés ist ...

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Tanz Juli 2015
Rubrik: kalender und kritik, Seite 44
von Susanne Zellinger

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