Meg Stuart zeigt «Blessed»
Regen, strömender Regen, Dauerregen auf der Bühne. Durch seine zerstörerische Wucht aus dem Bühnenhimmel knickt erst die aus Pappe geschnitzte Palme, dann sackt der aus Pappe gebaute Riesenschwan in sich zusammen. Zum Schluss gibt auch der einzige Schutz, eine Bushaltestelle aus Pappe, unter der Last des Regens nach. Sie begräbt den portugiesischen Tänzer Francisco Camacho, der noch vor wenigen Minuten die Palme bewunderte und den Schwan herzte und wie ein junger Nijinsky in Zeitlupe und in Badelatschen durch sein Paradies tanzte.
Jetzt ist er unter einstürzenden Provisorien begraben, der arme Tropf. In Echtzeit, durch die allmähliche Wirkung des Wassers, lösen sich die Insignien des Südens, des Balletts und des Schutzstands auf. Vom Exotismus blieb nur El Nino. Das, was uns schützen soll vor Tsunamis, Tornados, tauende Gletscher und Pole, hält nicht stand. Die in ihre Einzelteile zerfallenden Werke der Installations-Künstlerin Doris Dziersk zerreibt der Dauerregen, wie zuletzt ganz Bolivien in den Fluten versank. Man denkt an so was, weil Camacho, der unter immer kleineren Pappfetzen immer sinnloser nach Unterschlupf sucht, sich eine Maske aufsetzt, mit rotem Bart und bunten ...
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