Mauro Astolfi «Supermodified»
Extrem begrenzt sind die (Spiel)-Räume in diesem auf die Augsburger Brechtbühne gestellten Gefängnis. Oder handelt es sich doch um ein Human-Labor, eine Feldstudie zur Erforschung menschlichen Fehlverhaltens? Ausgerechnet dort, wo Menschen sich im existenziellen Ausnahmezustand befinden, wo sie mit sich und der Welt im Clinch, wütend, verletzt oder unerträglich einsam sind, wo Überlebenskampf Alltag ist, begibt sich Mauro Astolfi in seinem Kammerballett auf die Suche nach Menschlichkeit und Solidarität, will insbesondere für die «Vergeblichkeit von Gewalt» sensibilisieren.
Der Bewegungsradius der inhaftierten fünf Tänzerinnen und vier Tänzer des Ballett Augsburg ist limitiert, selbst wenn die mobilen Gitterelemente mit akrobatischer Kletterkunst überwunden und wie von Zauberhand immer neu arrangiert werden. Feingezeichnet sind die Rollenprofile, tänzerisch minimalinvasiv die kleinen, konstant möglichen Interaktionen zur gegenseitigen Kontaktaufnahme. Oft gelingen Astolfi akkurat inszenierte Dialoge mit klaren Posen und eindeutig behaupteten Gesten und Positionen, die Befindlichkeiten demonstrieren, Distanz oder Respekt vor dem jeweiligen Gegner oder Gegenüber generieren: Kurze ...
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Tanz Februar 2024
Rubrik: Kalender, Seite 36
von Renate Baumiller-Guggenberger
CD des Monats
TANGO-AVANTGARDE
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