Marketing

Tanz - Logo

1893 brachte Dr. Oetker das Backpulver an die Hausfrau. Bis dahin gab es nur Mehl. Zum ersten Mal wurde massenhaft ein Produkt angeboten, von dem die Kun­dinnen gar nicht wussten, dass es ihnen gefehlt hatte. Es war die Geburts­stunde des Marketings. Was für «Backin» funktionierte, klappt auch für den Tanz. Seit sich 4,8 Millionen Briten zum Tanz bekennen, genauso viele Zuschauer vor dem Fernseher Tanzwettbewerbe anschauen, rätselt Resteuropa, wie es nur möglich wurde, so viele Briten durch BBC, Krankenversicherungen und Kultur­politik zu moblisieren.

Man fragt sich, wozu sie so viel Tanz brauchen: aus Gesundheits­gründen, als Vergnügen für Unterschichten oder damit in der Tanzschule die Teenager ein entspanntes Verhältnis zu ihrem und anderen Körpern entwickeln? Wie Backpulver ist der Tanzboom nur eine Erleichterung im Leben. So wird auf der Insel «Britain’s favourite art form» beworben (siehe S. 58).

 

Immer ist solches Marketing eine utopische Strategie, um «durch die Befrie­di­gung der Wünsche des Konsumenten Gewinne zu erwirtschaften, indem die richtigen Güter zum richtigen Preis auf dem richtigen Markt mit den richtigen Maßnahmen platziert werden». Ist dies das Gegenteil von ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Mai 2010
Rubrik: EDITORIAL, Seite 1
von

Vergriffen
Weitere Beiträge
Johannes Wieland «Tanzabend II – Catcher»

Bei seinem Einstand am Staatstheater Kassel 2006 hatte Johannes Wieland noch, vielleicht aus Ehrfurcht vor den Erwartungen namens Tanztheater, Bühnenbildgeräume und Kissengeschichten à la Pina Bausch choreografiert. Sein «Tanzabend II – catcher» dieser Saison zeigt einen eigenwilligen Bewegungsstil und verzichtet fast ganz auf Requisitenfummelei. Mutig. Das mit...

meg stuart

In diesem Buch über Meg Stuarts Schaffensprozess zu blättern, das ist wie das Wühlen in einer Schatztruhe oder eine Fahrt ins Blaue. Man sollte besser nichts Bestimmtes suchen, sondern Zeit mitbringen. Man huldige dem Sich-Verlieren, wie es Stuart ihren Tänzern nahelegt: «Oft sage ich ihnen: Dein Körper gehört nicht zu dir. Diese Idee ermutigt sie, ihre...

chancen & co

«Explorationen 10» – das vierte Symposion für Lern­aktivisten auf PACT Zollverein in Essen befragt die Kunst der Praxis u. a. mit Blast Theory, Kate McIntosh und Gesa Ziemer, 9.–13. Juni. Motivationsschreiben bis 2. Mai an:
ingo.kaulbars@tanzplan-essen-2010.de

 

Die Universität der Künste Berlin lobt einen neuen biennalen Preis für ­interdisziplinäre Kunst und...