Geschichten über die Geschichte
«Rote Schuhe für den Sterbenden Schwan». Was ist damit gemeint? Ralf Stabel, Leiter der Staatlichen Ballettschule Berlin, nennt es im Untertitel seines bei Henschel erschienenen Buches: eine Tanzgeschichte in Geschichten. Er suggeriert Unterhaltung, lebendige Vermittlung von trockener Historie. Anschaulich schreiben kann er. Bisweilen wird er sogar witzig, erhalten seine Zusammenfassungen von Handlungen romantisch-klassischer Ballette mit eingeschobenen Kommentaren eine feine kabarettistische Note.
Stabel wagt eine Tour d’Horizon, spannt seine Geschichte(n) von den Totentänzen des Mittelalters bis zum Konzepttanz der Gegenwart. Dabei versucht er durch die Hintertür grundlegende Überlegungen zur Ästhetik einzuflechten, zu den Komponenten eines Tanzwerks, zu Produktions- und Rezeptionsbedingungen, zum sozialen Stand des Tänzerberufs. So ließe sich durchaus eine Tanzgeschichte für eine breite Leserschaft aufziehen. Doch dafür hat Stabel das Netz seiner Episoden nicht engmaschig genug gesponnen, fällt zu viel unter den Tisch. Er breitet zudem seine durch frühere Veröffentlichungen hinreichend belegten Spezialkenntnisse unverhältnismäßig aus, nämlich zum Ausdruckstanz um Gret Palucca ...
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Das handfeste Drama bleibt in Laurent Chétouanes jüngstem «Tanzstück #4: leben wollen (zusammen)» die Ausnahme. Die Worte verlieren sich in luftiger Bewegung, fliehen in die Weite des Raums. Der französische Regisseur und Choreograf ließ sich von Roland Barthes’ Text «Comment vivre ensemble» inspirieren, fand darin Fremdheit in der Nähe, die Irritation in der...
«pitie!» von alain platel
Seine choreografierte Interpretation zu Bachs «Matthäuspassion» tourte bis in den Kongo, in die Heimat des Countertenors Serge Kakudji. Hier endete letztes Jahr das Leidenswerk Jesu – pathetischer Schlussakkord einer Choreografie, bei der Kakudji die Rolle des schwarzen Jesus sang und nun vom Glück erzählt, an ihn auch glauben zu dürfen....
«Explorationen 10» – das vierte Symposion für Lernaktivisten auf PACT Zollverein in Essen befragt die Kunst der Praxis u. a. mit Blast Theory, Kate McIntosh und Gesa Ziemer, 9.–13. Juni. Motivationsschreiben bis 2. Mai an:
ingo.kaulbars@tanzplan-essen-2010.de
Die Universität der Künste Berlin lobt einen neuen biennalen Preis für interdisziplinäre Kunst und...