Lin Hwai-Min: «Formosa»
Es ist die vorerst letzte Choreografie, die Lin Hwai-min für sein Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, 1973 in Taipeh begründet, geschaffen hat: keine Bilanz seiner bisherigen Arbeit, sondern eher ein Abbild seiner Heimat, symbolkräftig überhöht und zugleich doch so bodenständig wie der vorgestellte Tanz. Durch Erfahrungen mit Ballett, Martial Arts und Meditation geprägt, lässt er es an Eigenart nie fehlen.
Zunächst ganz einfach, verdichten sich die einzelnen Gänge nach und nach zu einer bewegten Gruppenaktion, aus deren Mitte heraus Chen Mu-han auftaucht, die einer Aborigines Community entstammt. In dunkle, erdige Farben gehüllt, gibt sie den Worten Gestalt, die aus dem Off zu hören sind. Gedichte, gelegentlich von sanften Flötentönen umgaukelt, die die zwiespältige Schönheit von «Formosa» widerspiegeln, wie Lin Hwai-min seine heimatliche Hommage betitelt. So nannten einst portugiesische Seefahrer die «schöne Insel», die heute Taiwan heißt: ein Ort, der hier zum Sinnbild wird für eine Welt der Widersprüche.
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Tanz Jahrbuch 2018
Rubrik: Die Saison 2018/19: the winners are, Seite 128
von Hartmut Regitz
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Für mich als Privatmensch bezeichnet Heimat etwas Vertrautes und Beruhigendes, das keineswegs die Form eines Gebäudes oder Konstrukts haben muss. Heimat kann das Gefühl von Behaglichkeit und innere-r--- -Ruhe bedeuten. Als Künstler verstehen wir Heimat gewissermaßen als unser Zentrum. Tänzerinnen und Tänzer sind ja ohnehin stets auf der Suche nach ihrer Mitte –...
