Liebespein

In Halle und Leipzig gehen «Romeo und Julia» an den Start – Auftakt einer ganzen Serie von Neuinszenierungen. Beide Versionen gesehen hat Hartmut Regitz

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An Konflikten mangelt es nicht. Deshalb nimmt es auch nicht Wunder, wenn zumindest hierzulande Prokofjews Ballett «Romeo und Julia» in dieser Saison auf den Spielplänen vieler Theater steht. Der sich weiter zuspitzende Krieg zwischen den beiden Brudernationen Russland und Ukraine, der ganze Familiengenerationen spaltet: das hätte eine gute Folie abgeben können, um Shakespeares Vorlage in neuem Licht erscheinen zu lassen.

Ja, selbst die von so vielen als Zerreißprobe empfundene Wahl in den Vereinigten Staaten wäre als Hintergrund denkbar gewesen, um ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit zu formulieren.

Weder Michal Sedláček an den Bühnen Halle noch Lauren Lovette beim Leipziger Ballett haben sich bei ihren choreografischen Uraufführungen von tagespolitischen Überlegungen leiten lassen, um die unverminderte Aktualität des Stücks zu unterstreichen. Sedláček interpretiert die Handlung als Konkurrenzkampf zweier Modelabels, wohl auch um optisch attraktiv punkten zu können. Auch seine amerikanische Kollegin wagt bei ihrem Deutschland-Debüt den Versuch, «Romeo und Julia» im Hier und Heute zu verorten. Für sie ist erkennbar das Leipziger Opernhaus selbst die Ausgangsbasis, um den Stoff als ...

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Tanz Dezember 2024
Rubrik: Produktionen, Seite 12
von Hartmut Regitz

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