Lia Rodrigues «Borda»

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Wahnsinn, der sich zu mitreißender Musik ins Aberwitzige steigert – nach dieser Devise verfährt Lia Rodrigues nun auch in «Borda» für neun Tänzer*innen, in der Kostüme, Stoffe und Plastikfolien aus ihren früheren Arbeiten zum Einsatz kommen. Bei der Premiere im Brüsseler Théâtre National türmt sich auf der spärlich beleuchteten Bühne ein schmutzigweißer Haufen aus Stoffballen und Plastikfolien.

Wie eine Wolke verändert er seine Form, hier und dort löst sich eine vage erkennbare menschliche Gestalt aus der Masse, dann taucht in der Mitte eine Art Lumpenpuppe auf, die einen langen Strang weißer Fäden ausscheidet. Nach gefühlt sehr langer Zeit werden an unerwarteten Stellen plötzlich Gesichter erkennbar, die wild grimassieren: wutentbrannt, erstaunt oder voller Abscheu. Sie tauchen auf und verschwinden wieder, bis sich die Tänzer*innen endlich komplett aus dem Materialhaufen befreien.

Unterdessen schwillt im Hintergrund ein obsessiver Rhythmus an, zu dem die Performer*innen alle Stofffetzen auf ein großes Plastiksegel drapieren, welches sie dann quer über die Bühne schwenken, bevor sie den ganzen Plunder vor der rückwärtigen Wand abladen. Von hier an überlassen sie sich einem wilden, ...

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Tanz Juli 2025
Rubrik: Kalender, Seite 43
von Pieter T’Jonck

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