Josef Nadj
Die Anekdote wird immer wieder gern zitiert: Josef Nadj, der gelernte Grafiker, wurde kein Tänzer, sondern lernte die Kunst der Mimen. Doch für diese Sparte gab es im französischen Kulturministerium keinen zuständigen Beamten. Von Geldern ganz zu schweigen. Also bezeichnete er sich als Choreograf. Heute leitet er eins der neunzehn Centres chorégraphiques nationaux, das in Orléans. Dem zeitgenössischen Tanz hat er sich dabei nur langsam genähert, erst 2001 in «Petit psaume du matin», einem Duo mit Dominique Mercy.
In diesem Juli ist er teilverantwortlich für das Programm und voll verantwortlich für die Programmlinie des Festival d’Avignon. Es wird in diesem Jahr keine Hassartikel, keine Zuschauerrevolten und keine erregten Debatten darüber geben, ob Theater ohne Text dem honorigen Palais des Papes würdig ist. Denn das alles gab es schon im letzten Jahr, als Jan Fabre so bös hinter den Spiegel schaute und schauen ließ. Das südfranzösische Direktorenpaar Baudriller/Archambault hätte sich viel Polemik in Avignon ersparen können, hätten es zuerst Josef Nadj als den konsensfähigeren Pionier des Nonverbalen in den Ring geschickt, und danach Jan Fabre als Provokateur mit der Eule auf der ...
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