«Hellzapoppin’: What About The Bees?»

Preview

Tanz - Logo

Yvonne Rainer, geschätzte Protagonistin der New Yorker Avantgarde, stellt diesen Monat in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden ihre neue Arbeit vor: «Hellzapoppin’: What about the bees?».

Das Stück ist komplex, wie man es von der 88-Jährigen kennt, Bühne und Leinwand sind jeweils gesplittet, und Auszüge zweier denkbar verschiedenartiger Filme werden simultan gezeigt: «Hellzapoppin’» (deutsch: «In der Hölle ist der Teufel los!») von 1941 mit Choreografien von Frankie Manning sowie «Zero for Conduct» (deutsch: «Betragen ungenügend») von 1933 des französischen Regisseurs Jean Vigo. Ersterer beinhaltet ein berühmtes Kleinod schwarzer Tanzfolklore, jene sensationelle Lindy-Hop-Szene, in der schnellfüßige Tänzerinnen und Tänzer einander durch die Luft wirbeln und über das Parkett schleudern sowie wilde Floor-dives hinlegen. Im zweiten Streifen spielen ungezogene Schuljungs ihren Lehrern muntere Streiche, so bricht etwa eine Kissenschlacht aus, bei der buchstäblich die Federn fliegen. Im Anschluss an die Clips machen sich zwei Gruppen von Tänzerinnen und Tänzern daran, die Filmszenen nachzuspielen: athletisch, schweißtreibend, kollaborativ. Gleichzeitig erzählt eine Stimme eine fantastische Geschichte über den Gott Apoll (eine recht unverhohlene Wortmeldung Yvonne Rainers höchstpersönlich), der der Erde einen Besuch abstattet und rassistische Vorfälle kommentiert, die er beobachtet. Die Zusammenhänge zwischen Gezeigtem und Gehörtem sind nur vage, man muss sie mittels gedanklicher Eigenleistung herstellen. Darin liegt die Herausforderung des Stücks. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz 1 2023
Rubrik: Side step, Seite 21
von Wendy Perron

Weitere Beiträge
Von wegen Rassismus

Amilcar Moret Gonzalez, Sie haben 2013 in John Neumeiers «Othello» die Titelrolle getanzt, außerdem haben Sie vor einem Jahr selbst eine Version des Stoffes auf die Bühne gebracht, «Othello 2.0» in Kiel. Verstehen Sie die Vorwürfe aus Kopenhagen, dass das Stück rassistische Elemente habe? 
Nein, gar nicht. Ich verstehe wirklich nicht, was da passiert ist.

Tänzer*in...

Yaroslav Ivanenko «Labyrinth der Träume»

Nachts kommen die Schatten. Sie kriechen, schleichen, rollen und schlurfen durch das Unterbewusstsein des alternden Malerfürsten (Christopher Carduck), und als eine Art Sarg aufrecht in den Raum rollt, bringen sie ihn dazu, das Objekt zu signieren. Immerhin kann sich der Künstler in das Ding retten, das sich als Jungbrunnen erweist: Kurz darauf erscheint er nämlich...

Mehr Respekt

 

Ralf Dörnen, Sie haben 1985 bei der Uraufführung den «Wilden Krieger» getanzt. Wie hat John Neumeier Ihnen damals die Rolle erklärt? 
Es gibt ja zwei Rollen, die klischeehaft oder trugbildnerisch gearbeitet sind, eben der «Wilde Krieger» und «Primavera». Der Krieger ist das Bild, das sich Desdemona von Othello macht, die Primavera umgekehrt Othellos Projektion...